Mastodon Mastodon Todgeweihte leben länger - oder wie Amazon den Präsenzhandel aufmischt | Rückenwind für Ihr Geschäft | RetailConsult.de - Michael Borchardt, Frankfurt am Main

Todgeweihte leben länger - oder wie Amazon den Präsenzhandel aufmischt

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Quelle: pixabay.com - Abbildung Public Domain bzw. gemeinfrei nach CC0 1.0 Universell (CC0 1.0)


Seattle, 19.6.2017 - Fast schon unangenehm, an dieser Stelle so häufig über Amazon berichten zu müssen, aber das Unternehmen ist eben ein wirklicher Innovationstreiber. 

Während viele europäische Grossunternehmen erst ihr Online- und später ihr Multi,-Cross- und Omnichannel-Engagement vor der Umsetzung lange abgewogen haben, probiert der Versandhändler aus Seattle einfach aus und lässt sich dabei auch durch Rückschläge nicht aus der Ruhe bringen. 

Der letzte Coup: die Übernahme der grössten Bio-Supermarktkette der Welt mit Sitz in Austin/Texas zum Preis von 13,7 Mrd. US-Dollar. Whole Foods Market betreibt aktuell 461 Läden in den USA (440), in Kanada (12) und Grossbritannien (9). 

Wie Sven Clausen im Manager Magazin vom 16.6.2017 berichtet, wäre der Kauf von Whole Foods die mit Abstand grösste Akquisition in der Amazon-Firmengeschichte und zeigt, dass Amazon nicht darauf angewiesen ist, aufwendige Lernprozesse nur im eigenen Unternehmen durchführen zu müssen, sondern sich wertvolles Know-how über Strukturen und Prozesse auch am Markt einkaufen kann. 

Auch für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH), der immerhin ein Volumen von rd. 170 Mrd. Euro im Jahr ausmacht, dürften nun nochmals heftigere Zeiten anbrechen. 

Ist die jüngste Fusionswelle mit der Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka (und einigen Filialen durch REWE) gerade einmal mehr oder weniger sanft ausgerollt, heisst es sich auf die neue Herausforderung durch Amazon einzustellen. Testmärkte für Amazon Fresh sind aktuell Berlin und Potsdam. Versandkostenfrei wird ab 40,- Euro Einkaufswert geliefert, darunter fallen Versandgebühren an, zusätzlich ein monatlicher Beitrag von 9,99 Euro und ein Amazon Prime-Konto, das pro Jahr mit 69 Euro das Konto belastet. 

Klar, das Motto ist: tausche meine (teure) Zeit für Geld - und am Ende sind’s doch wieder nur die Daten, die Amazon interessieren. 

Aber so schnell sollten wir nicht wieder zur Tagesordnung übergehen: Amazon beherrscht wie vielleicht kein anderes Unternehmen Online- wie Offlinehandel und investiert sehr viel Kapital in Datensammlung und -analyse, um seine Kunden noch besser kennenzulernen. 

Der Einkauf in den LEH unterstreicht, dass Amazon dabei ist, in Kürze auch das Bild deutscher Innenstädte neu zu zeichnen: neben Geschäften von Zalando, Home24 oder Mymuesli (Kommentar von Michael Kläsgen in der SZ vom 19.6.2017) geht es um die Neuerfindung des Buchhandels, des Tante Emma-Ladens, des Supermarktes - und vielem mehr. 

Amazon wird In der Lage sein, auf sämtlichen vom Kunden gewünschten Kanälen mit diesem zu kommunizieren und v.a.: zu beraten und zu verkaufen. Und neben Ananas und Sushi schnell noch ein paar hochwertige Socken oder den neuesten Krimi dazuzupacken.

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