RetailWatch - Aktuell
DLF-Hintergrund: Made in Germany - Hersteller produzieren wieder in Deutschland
Köln, 23.11.2016 - Lange Logistikketten, aufwendige Verhandlungen, Probleme mit der Qualitätssicherung - Verantwortliche in Unternehmen, die in Fernost produzieren, können hiervon ein Lied singen (und wir im nachgelagerten Handel natürlich auch).
Doch das muss nicht (mehr) sein: viele Betriebe verlagern ihre Produktion wieder zurück nach Deutschland. Nicht zuletzt Digitalisierung und Industrie 4.0 machen es möglich.
Hören Sie den spannenden Beitrag von Ines Burckhardt in der Mediathek des Deutschlandfunks nach.
HDE-Handelskongress 2016 in Berlin - Alles muss sich ändern - oder: Wie sich der Handel mal wieder neu erfindet
Berlin, 17.11.2016 - Für den Handel bietet der November eines jeden Jahres mindestens zwei Highlights: der Auftakt des Weihnachtsgeschäfts und der Handelskongress im Berliner Maritim Hotel, veranstaltet vom Handelsverband Deutschland (HDE) und den Organisationsprofis des Management Forum Verlagsgruppe Handelsblatt. Und sollte sich der Beginn des Weihnachtsgeschäfts wieder einmal verzögern, bleibt die Freude am gesellschaftlichen Ereignis in der Hauptstadt. So fanden sich denn auch am 16. und 17. November wieder rund 1.400 Vertreter der Branche zusammen, darunter zahlreiche Politiker, Wissenschaftler und Journalisten.
Spannendes Programm
Und die Besucher bekamen ein spannendes Programm geboten. „Retail Transformation - gemeinsam Zukunft gestalten“, so das Motto der beiden Tage, wurde von gut 100 Referenten aus dem In- und Ausland in einer Vielzahl seiner funkelnden Facetten ausgeleuchtet - von der Perspektive im Plenum auf den „Future Customer“ und der „Neuinszenierung des Kundenerlebnisses“ über die Veränderung der Modebranche durch On-demand-Geschäftsmodelle, Zukunftsstrategien für den innerstädtischen Handel („Future Strategy“) bis hin zur teilweise kritischen Diskussion zwischen Handelsbranche und Politik - ein dichtes Programm allein am ersten Veranstaltungstag.
Dazu parallel Strategieforen und Workshops, die sich vertiefend mit Teilaspekten der Top-Themen beschäftigten. Zum Tagesausklang ein Business Speed Dating, um die Referenten auch im kurzen persönlichen Gespräch kennenzulernen. Als glamouröser Abschluss des ersten Kongresstages ein Galadiner und die Verleihung der Deutschen Handelspreise - und wer wollte, anschliessend die Retailer’s Night, gerne auch bis zum Morgen.
Der zweite Tag begann dann engagiert und wiederum thematisch prall gefüllt mit dezidierten Zukunftsthemen im Forum wie „Future Digitization - Vorreiter des digitalen Wandels“ am Beispiel von Mercedes-Benz und Ahold Delhaize, „Future Organization“, dem strategischen Einsatz von Big Data und künftigen Business-Modellen - „Disruption als Innovationsquelle“. Dazu wie am Vortag die Möglichkeit, in Praxisforen & Workshops tiefer in die verschiedenen Themen einzusteigen.
Engagierte Referenten
Erfahrungsgemäss neigen Grossformate wie der Handelskongress nicht selten dazu, als Selbstvermarktungsplattformen einzelner Unternehmensvertreter genutzt und dabei schnell in allzu seichte oder - auch nicht viel schöner - allzu schwierig schiffbare Gewässer abzugleiten.
Diese Tendenz konnte ich bei der 2016er-Ausgabe des Kongresses jedoch nicht erkennen. Die von mir besuchten Veranstaltungen, ob Plenum, Workshop oder Praxisforum zeichneten sich durchweg durch Vorträge und Moderationen sehr erfahrener, engagierter und an der Zielgruppe orientierter Handels-, bzw. Vertriebs-, Marketing- oder Rechtsexperten aus - viele davon sicherlich brilliant, fesselnd und zum Weiterdenken anregend.
Botschaften an den Handel - Mehr Kundenfokus durch Digitalisierung
Freilich war nicht immer klar, ob die Botschaften an den stationären Handel, wie beispielsweise jene, die Digitalisierung als historische Chance zu begreifen oder den Kundennutzen radikal in den Mittelpunkt ihres unternehmerischen Handels zu stellen, auch bei der massgeblichen Zielgruppe, nämlich den Inhabern der vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, ankamen.
Hoffen wir es auf jeden Fall - für die Zukunft dieser Händler, die Vielfalt der Innenstädte und nicht zuletzt für das Einkaufserlebnis der Kunden. Viel Mühe gegeben mit diesem Thema hatte sich u.a. auch Gerd Bovensiepen, Partner und R & C Leader Germany und EMEA bei der PwC AG und Vorsitzender und Moderator des Strategieforums 4 „New Customer Centricity - Mehr Kundenfokus durch Digitalisierung“.
Fit auf allen Vertriebskanälen?
Details und Entwicklung der Customer Journey wurden hier von den Referenten genauso diskutiert wie die allgemeinen Auswirkungen der Digitalisierung auf den Handel oder der Einsatz von Big Data zur Erhöhung der Wertschöpfung und gleichzeitiger Steigerung der Kundenzentrierung. Kritische Gegenstimmen gab es im Strategieforum 2: Chehab Wahby, International Managing Partner OC&C Strategy Consultants, zeigte in seinem Vortrag wie auch im Forum insgesamt, dass nicht jeder Händler virtuos und v.a. kostendeckend alle Vertriebskanäle bedienen kann. Selbstkritik über das bisherige Vorgehen äusserte auch Aleš Drábek, Chief Digital & Disruption Officer des Elektronikanbieters Conrad Elektronic SE - „Disruption in Multichannel-Marketing (B2C)“.
Politik gelobt Unterstützung des Handels
Die Vertreter der Politik erklärten für deren Teil unisono ihre breite Unterstützung für den Handel der Zukunft - ob damit auch die Forderungen des HDE-Präsidenten Josef Sanktjohanser nach Flexibilisierung der Ladenöffnungs- bzw. Arbeitszeitregelungen gemeint waren, blieb vage.
Eher war da schon der Ausbau der Breitbandinfrastruktur im ländlichen Raum Konsens - wenn sich auch in diesem Bereich die Fortschritte in der laufenden Legislaturperiode in engen Grenzen halten. Und Dialogbereitschaft zwischen Politik und Handel allein, wie sie die SPD-Generalsekretärin Katarina Barley anbot, muss vor diesem Hintergrund nicht allgemein positiv stimmen.
Kritische Teilnehmer konnten so leicht den Eindruck gewinnen, dass den Akteuren der verschiedenen Politikfelder das Thema Handel nicht unbedingt als erstes einfällt, wenn es um wirtschaftspolitische Überlegungen geht. Eine rühmliche Ausnahme machte sicherlich der Vizekanzler, SPD-Vorsitzende und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Sein Einsatz bei der letztlich geglückten Fusion von Edeka und Kaiser’s Tengelmann und der damit verbundenen Sicherung von rund 16.000 Arbeitsplätzen mag sowohl sein Engagement als auch tiefgehendes Verständnis für die Branchenstrukturen illustrieren.
Die letzte Meile oder der letzte Zoll zum Verbraucher
Der Handelskongress bot darüber hinaus auch Gelegenheit, sich mit Fragen wie Logistik und der letzten Meile (zum Kunden) zu beschäftigen - ein Thema, das bislang eher für E-Commerce-Unternehmen spannend war, aber spätestens im Laufe der beiden Tage auch in den Fokus bislang rein stationär arbeitender Händler gerückt werden sollte - ohne die direkte Belieferung des Kunden wird es auch für diese Klientel künftig nicht mehr gehen.
Freilich muss dahinter nicht immer ein eigener Webshop stehen - Kooperationen zwischen Händlern oder die Beteiligung von Modellen der „Smart Retail City“ können hier Alternativen bieten; diskutiert u.a. im Rahmen des HDE Digital Forums sowie des Praxisforums Retail Technology.
Dabei wachsen die Ansprüche der Endkunden im Hinblick auf Flexibilität bei der Zustellung und Einfachheit des gesamten Prozesses, so Frank Appel, Vorstandschef der Deutsche Post DHL Group. David Bosshart, CEO des GDI Gottlieb Duttweiler Instituts in Zürich, legte noch ein paar Schippen drauf: „Postdigitaler Handel - der Kunde als König, Diktator und Sklave“ - in seiner Präsentation spitzte er zu, dass „der Kampf (…) künftig nicht mehr um die letzte Meile toben (wird), sondern um den letzten Zoll“. Kein Paradoxon, sondern die Konsequenz seiner Beschäftigung mit dem allmählichen Verschwinden klassischer Computer, der Transformation heute bekannter User-Interfaces (GUIs) mit der Konsequenz des „Zero Interface“ und der „Smart Wearables“, also intelligenter Kleidung, Accessoires usw.
Der Handel als „Museum der Dinge“?
Spätestens hier dürfte aber für den mittelständischen Handel das Ende der noch von ihm mit tragbaren Entwicklung erreicht sein - so meine Mutmassung. Daran änderten auch Einschätzungen wie jene von Stephan Knäble, Managing Director GfK Consumer Panels Germany, Nürnberg, wenig. Er sieht in der Shopping-Welt der Zukunft stationäre Händler und deren Angebot als „Orte der Begegnung und Quellen der Inspiration“; durchaus auch für jüngere Zielgruppen anziehend. Sein Fazit: „Der Handel muss aus der Position des Verkaufens hin zur partnerschaftlichen Begleitung auf Augenhöhe kommen“.
Wie der Handel dabei einerseits ein „Museum der Dinge“, auf der anderen Seite aber neue Bündel aus Produkten und Dienstleistungen schnüren soll, blieb bei den Vorträgen einstweilen blass. Sabine Scheuert, Vice President Digital & IT Marketing and Sales Mercedes-Benz Cars bei Daimler, unternahm erste Definitionsansätze: So sollen Unternehmen künftig Angebote definieren, „die über das originäre Produkt hinausgehen“. „Kooperationen mit Branchenfremden“ sind für sie dabei genauso denkbar wie die Vorstellung, Start-ups als Innovatoren zu nutzen (Leonard Diepenbrock,Geschäftsführer von Tox-Dübel-Technik und Felix Thönnessen, Coach der Kandidaten der VOX-Start-up-Casting Show „Die Höhle der Löwen“).
Es bleibt disruptiv
Aber allzu gemütlich einrichten war dann doch nicht angesagt: für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) prophezeite u.a. Hanneke Faber, Chief E-Commerce & Innovation Officer bei Ahold Delhaize eine „enorme Disruption“. Und auch die operativen Ebenen bleiben hiervon nach Einschätzung von Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung von dm-drogerie markt, nicht verschont: ihre Rolle liege in der Entwicklung und dem Vorleben einer neuen Management- und Führungskultur, welche die Menschen im Unternehmen mit deren individuellen Entwicklungsmöglichkeiten in den Zielfokus nehme. „Freiheit und Verantwortung“ als Führungsprinzipien und damit die Abkehr von rein mechanistischen Modellen wie „Langfriststrategien und Tagesumsatzzielen“.
Aber Disruption kann auch das Auftauchen gänzlich neuer Spieler auf einem Markt bedeuten: so könnte der Handel von „branchenfremden Start-ups“ angegriffen werden, die er einstweilen nicht „auf dem Schirm“ hat.
Retail World
Und - last not least - eine spannende Messe „Retail World“ mit rund 60 thematisch auf den Handel fokussierten Anbietern, der Speakers’ Corner mit weiteren vertiefenden Vorträgen und Unternehmens- bzw. Produktpräsentationen.
Fazit
Bleibt der schwierige Versuch eines Fazits: sehr vielschichtige Veranstaltungsformate, komprimiert - changierend zwischen „grossem Bild“ und „Ausschnitt“ unter dem (leicht vergrössernden) Mikroskop. Oder anderes formuliert: hätte ein Teilnehmer die letzten Jahre im Tiefschlaf verbracht - innerhalb zweier Tage auf dem HDE-Handelskongress bot sich ihm die Chance, wieder auf dem aktuellen Stand der Branchendiskussion anzukommen. Und das ist nun wirklich eine grossartige Leistung aller Beteiligter - Chapeau!
Amazon Prime wird teurer
Seattle, 10.11.2016 - Vor zwei Tagen bekam ich eine Mail, die mich neugierig machte: Amazon erhöht ab 1.2.2017 die Jahresgebühr für sein Prime-Angebot: statt wie bisher 49 Euro werden dann für Neukunden 69 Euro im Jahr fällig (für Studenten künftig 34 statt 24 Euro). Prime-Bestandskunden geniessen noch den niedrigeren Jahresbeitrag, solange die nächste Prime-Fälligkeit vor dem 1.7.2017 liegt.
Allerdings führt Amazon auch gleichzeitig die Möglichkeit ein, Monatsabos für 8,99 Euro pro Monat abzuschliessen (Abo ist monatlich kündbar) und spricht somit auch Kurz- oder Gelegenheitsnutzer an.
Als Prime-Kunde profitieren Sie bei Amazon u.a. von:
- Wegfall der Versandkosten bei vielen Produkten
- schnellerer Lieferung
- PrimeVideo
- PrimeMusic
- PrimeDeals (Preisofferten)
- Kindle-Leihbücherei
Die Probe-Mitgliedschaft für ein Prime-Abo (30 Tage) bleiben nach wie vor bestehen.
E-Commerce: Telekom serviert den PaketButler
Hamburg/Bonn, 6.11.2016 - Bislang tat sich ja eher der amerikanische Versandriese Amazon durch innovative Lösungen für die Paketzustellung und -aufnahme hervor.
Jetzt - naja, eigentlich schon vor ein „paar“ Tagen - stellt der Hamburger Newcomer feldsechs GmbH und dessen Geschäftsführer Dr. Reimer Hintzpeter in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom ein hübsches Accessoire vor: den PaketButler.
Ursprünglich für den harten B2B-Tageseinsatz entwickelt mit dem Ziel der Logistik- und Prozessoptimierung und damit „für eine organisations-, personen- und zeitunabhängige Zustellung“ (so in einer Presseinformation des Unternehmens vom September 2015).
Ob Baustelle, Unternehmensniederlassung, Fahrzeug - alles kein Problem bei der Zustellung von Nachschub-Material oder Ersatzteilen. Steuerbar auch im Rahmen der Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M); die Pilotierung mit dem schwedischen Aufzug-, Fahrtreppen- und Fahrsteig-Hersteller OTIS ist geplant.
Clevere Idee - aber da geht sicherlich noch mehr, dachten sich die beiden Kooperationspartner an Elbe und Rhein.
Ab sofort ist der PaketButler nämlich auch im freien Handel erhältlich und bleibt auch in der B2C-Version mobil und v.a. auch platzsparend zusammen faltbar.
Mittels eines integrierten Gurtes lässt sich der PaketButler nämlich elegant und diebstahlsicher unter der Haus- bzw. Wohnungstür einklemmen und sichert sich somit selbst gegen Diebstahl. Die Belieferungsklappe ist von aussen zugänglich und kann grundsätzlich von jedem Paketdienst bzw. Händler bedient werden.
MobiFlip.de - News & Testberichte aus der mobilen Welt fasst die Features des PaketButler zusammen:
„Möglich wird damit (mit dem PaketButler, MB) nicht nur das Empfangen von Sendungen bis zu einer Maximalgröße von 30x50x70 cm. Auch können Retouren oder bereits online frankierte Pakete vom Paketboten entnommen werden, sofern das Paketunternehmen mitspielt. Bei DHL-Lieferungen dürfte die Erfolgsquote am höchsten sein, Amazon-Rezensionen sprechen trotz erteilter Ablagegenehmigung mit Problemen bei anderen Firmen.
PaketButler kommt mit integriertem Akku und GSM-Modul daher und kann über einen Zahlungscode geöffnet werden. Zur Benutzung des PaketButlers ist der Service „ButlerConnect“ zwingend erforderlich, wodurch sich ein Haken an der ganzen Sache ergibt. Denn die Nutzung dieser Dienste ist nur in den ersten drei Jahren nach Kauf inbegriffen, anschließend werden 1,49 Euro im Monat fällig.
Unter anderem bei Amazon ist der PaketButler bereits seit einigen Wochen zum Preis von 249 Euro erhältlich. Enthalten ist bei Erwerb oder Miete (8€ mtl.) auch eine Versicherung gegen Diebstahl oder Beschädigung. Diese deckt Schäden bis zu 930 Euro ab, weitere Details gibt es auf der Herstellerseite.“