Mastodon Mastodon Deutscher Präsenz-Schuhhandel bröckelt | Rückenwind für Ihr Geschäft | RetailConsult.de - Michael Borchardt, Frankfurt am Main

Deutscher Präsenz-Schuhhandel bröckelt

Frankfurt am Main, 26.6.2016 - Eigentlich dachten wir bislang naiv, dass es für Frauen kaum schönere Shopping-Erlebnisse geben könne, als allein, wahlweise mit Mutter / Tochter oder mit Freundinnen durch die Stadt zu streifen und sich dabei das eine oder andere Pärchen Pumps, Sneakers oder Ballerinas einpacken zu lassen - und darauf dann ein Gläschen Prosecco! 

Aus der Traum für den klassischen Schuhhandel. Dabei knabbern nicht nur die üblichen Verdächtigen unter den Online-Anbietern wie Zalando, Amazon, Otto usw. an den Umsätzen der stationären Kollegen, sondern zunehmend auch Warenhäuser und Modefilialisten wie H&M, Primark oder Zara. 

Was ist passiert? Natürlich ist es bequem und unterhaltend, sich siebzehn Paar Schuhe in drei verschiedenen Grössen und fünf verschiedenen Farben schicken zu lassen, um nach dem Anprobieren (gerne wieder als Event mit Mutter/Tochter oder Freundinnen) entweder sechzehn Paar davon oder gleich die komplette Sendung zurückzusenden - die Schlangen an der Paketannahme kennen wir ja inzwischen. 

Der Marktanteil der Online-Händler mit Schuhen stieg so innerhalb weniger Jahre von nahezu 0 auf jetzt um die 15 Prozent. 

n-tv.de ist dem Phänomen auf den Grund gegangen und befragte Brancheninsider: 

„ ‚ Unsere Branche steuert durch einen Sturm. Es kommen dramatische Veränderungen‘, warnt(.) so der Chef des zweitgrößten deutschen Schuhfilialisten Hamm Reno, Matthias Händler, im Gespräch mit dem Branchen-Fachblatt ‚Textilwirtschaft‘. „

Nach Angaben des BDSE, des Bundesverbandes des Deutschen Schuheinzelhandels, schlossen zwischen 2010 und 2014 rd. 500 Schuhhändler zum letzten Mal ihr Geschäft zu; aktuell stellen sich noch weniger als 4.500 Händler dem Wettbewerb. 

Dabei ist davon auszugehen, dass sich dieser Schrumpfungsprozess sogar noch beschleunigen wird. Klar - und die jüngeren Kunden (und hier ausdrücklich Kundinnen) kommen erst gar nicht mehr ins klassische Schuhgeschäft, sondern bleiben gleich bei ihren Lieblingsfilialisten hängen, wo es neben den neuesten Fummeln für 2 Euro auch noch schnell ein Paar Schühchen für kleines Geld gibt - über Qualität wollen wir auch hier lieber nicht sprechen. 

„ Der Bekleidungshandel ist einfach ein stückweit modischer als der traditionelle Schuhfachhandel. Da ist es kein Wunder, dass sich mancher Kunde beim Schuhkauf dort bedient“, 

so BDSE-Geschäftsführer Siegfried Jacobs. Gleichzeitig betont er ausdrücklich nochmals die „hohe Internet-Affinität der nachwachsenden Kundengeneration“. Und beide Trends zusammengenommen erlegen den klassischen Schuhhandel. So weit, so schlecht. 

Warenhäuser wie Kaufhof, Modehäuser wie Breuninger oder Konen wollen von dieser Entwicklung profitieren: sie bauen seit geraumer Zeit ihre Schuhabteilungen aus - und bieten ihren Kunden diese Auswahl eben auch online in chic gestalteten Warenwelten an. 

Aber zurück zu Convenience und Preis - hier sieht sich Deichmann als grösste Schuhhandelskette Deutschlands gut aufgestellt. Allein im vergangenen Jahr eröffneten deutschlandweit 62 neue Filialen - aktuell sind es 1391. So expandierte der Essener Schuhgigant nicht nur ordentlich, sondern steigerte auch seine Umsätze nochmals nachhaltig. Den deutschen Schuhkäufern soll es Recht sein - deren „Ausgaben (…) für Schuhe stagnieren seit drei bis vier Jahren“, so Jacobs, „(d)as verschärft den Verdrängungswettbewerb.“

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