Mastodon Mastodon Update: TENDENCE - stell Dir vor, es ist Herbstmesse und keiner stellt aus? | Rückenwind für Ihr Geschäft | RetailConsult.de - Michael Borchardt, Frankfurt am Main

Update: TENDENCE - stell Dir vor, es ist Herbstmesse und keiner stellt aus?

2018-06-30 TENDENCE


Frankfurt am Main, 5.7.2018 - Nicht immer ist es schön, wenn sich eigene Erwartungen oder Einschätzungen im Nachhinein bestätigen.

Leider trifft das auch auf die diesjährige TENDENCE zu. Sehr übersichtliche Gänge in den Hallen, Rolltreppen zum Torhaus, die Via Mobile - verwaist und immer nur mal wieder sporadisch frequentiert.

In Gesprächen mit Ausstellern konkretisierte sich die Beobachtung: viele Messebesucher, laut Angaben der Messe Frankfurt um die 20.000, verhielten sich nicht anders, als ihre eigenen Kunden bei der klassischen Sonntagsöffnung: „Schauen wir mal, was uns so begegnet. Aber ja nichts einkaufen - das könnte zur Last werden.“

Immer wieder konnte ich beobachten, dass „Fachbesucher“ sich nachgerade einer Kommunikation mit den Ausstellern verweigerten. Eigentlich ist eine Messe ja genau hierfür geschaffen - und Zeit zum Meinungsaustausch an den Ständen wäre jetzt wahrlich genug gewesen.

Die Freude der Aussteller hielt sich denn auch in Grenzen: in den Hallen 11.0 und 9.0 - design- und materialorientiert, viele hochwertige Produkte darunter, wurden die Gesichter bereits am zweiten Messetag lang und länger - und blieben es auch bis zum Abbau am Dienstag. Nicht sehr viel anders sah es auf dem restlichen Areal der Hallen 8 - 11 aus. Dazu der Unmut einiger Aussteller über stark differierende preisliche Offerten der Messe Frankfurt.  

Das Rahmenprogramm konnte hingegen oftmals überzeugen:

  • Concept Store Inspirations
  • EFSA Pavillon
  • FORM 2018
  • impulse.tool (Online-Plattform)
  • Outdoor Living
  • Paper & Friends
  • Talents
  • Tendence Academy
  • Tendence. Impulse
  • Village
  • Special Interest Themen - Spring/Summer 2019 / Small quantitites / Ethical Style

Dazu im FORUM der Messe „Pioneers of Lifestyle“, eine Tagung mit Vorabendprogramm, die sich dezidiert an Hersteller und Händler richtete und neue Wege im Hinblick auf Präsentation, Einkauf, Produktpalette und v.a. Digitalisierung und Social Media aufzeigte und diskutierte.

Gefühlt waren unter den rund 300 Veranstaltungsteilnehmern aber auch nur eine Handvoll Händler zu finden - ansonsten Hersteller, Agenturen, Berater und Journalisten.

Dies schmerzte umso mehr, als die von der Frankfurter Messe vorab vorgestellte, vom Kölner Institut für Handelsforschung IFH durchgeführte Studie „Status Quo - Handel Deutschland“ auf die weiter zunehmende Bedeutung des Online-Handels verwies - zu Lasten des traditionellen stationären Einzelhandels, der weiterhin bundesweit vom Ladensterben betroffen sein wird, falls er nicht sinnvolle Schritte in Richtung Digitalisierung und Kooperation mit anderen Händlern geht.

Immer wieder wurde auf der Messe in Gesprächen auch die Rolle von virtuellen regionalen Marktplätzen betont - eine Erfolg versprechende Möglichkeit, das Business traditioneller Händler zu erweitern und ihnen die Möglichkeit zu geben, einfach und mit anderen sichtbar online zu gehen.

Ungewöhnlich, weil bereits am zweiten Messetag publik geworden, sind die Umgestaltungspläne für die TENDENCE 2019.

In den Hallen 8 - 11 und der dann erstmals nutzbaren neuen Halle 12 wird sich das Messeangebot noch intensiver „an den Bedürfnissen der Einkäufer“, an den unterschiedlichen Handelsformen, Marktsegmenten bzw. Lifestyles der Endverbraucher orientieren. Hierzu sollen vier neue Bereiche kreiert werden, von denen jeder wiederum fünf neue „Dictricts“ umfasst:

  • Adventure
  • Cosy
  • Earth
  • Modern
  • Urban

Alles klar, Herr Kommissar?

Vielleicht hilft Ihnen ja der Erklärfilm der Messe Frankfurt weiter.

Interessant, sich in der Zusammenschau auch nochmal den Abschlussbericht der Messe Frankfurt vom Messedienstag vorzunehmen. Bleiben Sie stark!

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Frankfurt am Main, 30.6.2018 - Nein - so drastisch ist es natürlich nicht - 960 Aussteller haben den Weg zum Messegelände noch gefunden. Allerdings ist das Sterben auf Raten  der traditionsreichen Messe nicht zu übersehen. 

Zum zweiten Mal findet die TENDENCE in diesem Jahr bereits Ende Juni statt - langjähriger Stammtermin war das letzte Augustwochenende.

Die Vorverlegung wird auch in diesem Jahr damit begründet, dass Fachgeschäfte so noch Weihnachtsartikel ordern und Kaufhaus- wie Baumarkt-Einkäufer bereits Orders für das kommende Frühjahr plazieren könnten. Wenn’s denn mal so käme!

Da helfen auch sophistische Pirouetten wie jene Philipp Fergers wenig, der auf der traditionellen Pressekonferenz vor Messeeröffnung davon sprach, dass der neuerliche Rückgang der Ausstellerzahl durchaus gewollt sei. Ferger, Bereichsleiter TENDENCE, spielt mit dieser Aussage darauf an, dass es sehr leicht gewesen wäre, zusätzliche Hersteller aus China als Aussteller zu gewinnen. 

Jene hätten dann aber auf der Messe mit den Importeuren ihrer Waren gewetteifert. Sehr verständlich, allerdings stört das auf der bis dato immer noch voll ausgebuchten Frühjahrsmesse AMBIENTE inzwischen auch niemanden mehr - hier bekommen die besagten chinesischen Aussteller, jene aus Indien oder anderen asiatischen Ländern Stände in separaten Hallen zugewiesen. 

Und die vorab genannten Einkäufer für die Grossfläche haben regelmässig die Möglichkeit, direkt auf Messen in Asien zu ordern, die interessanterweise nicht selten von der Messe Frankfurt (mit-)veranstaltet werden.

Wohlverstanden - es geht beileibe nicht ums „TENDENCE-Bashing“ - das verbietet schon der Frankfurter Lokalpatriotismus. 

Aber es müssen über das diesjährige Rahmenprogramm hinaus noch weitere Anstrengungen unternommen werden, um den Turnaround der TENDENCE hinzubekommen. 

Und uninteressant sind die Veranstaltungen auf und um die Messe ja nun wirklich nicht: Academy, Impulse, die Konferenz „Pioneers of Lifestyle“, Concept Stores und die erstmalige Kooperation mit der Gartenmesse GARDIENTE in Hofheim-Wallau - verbunden über einen kostenlosen Shuttle-Service; die Eintrittskarten werden gegenseitig anerkannt. 

Wenn also die These stimmen sollte, dass die Besucher immer weniger Zeit für den Besuch der TENDENCE erübrigen können, warum nicht die letzte Brücke der Operationalisierung schlagen und das Megathema Digitalisierung in noch praxisnäheren Facetten aufzeigen: Warenwirtschaft, E-Commerce-Suites, Dienstleister - eine Messe für mittelständische Händler mit überschaubaren Ressourcen und noch mehr Convenience - vielleicht ein Rettungsanker für die TENDENCE?

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