Frankfurt am Main, 13.6.2019 - Manchmal spült die tägliche Informationsflut auch eine schillernde Perlauster an Land. Heute durfte ich mich beim Öffnen der Post mal wieder über solch ein hübsches Exemplar freuen.
Was war passiert?
Eingeladen wurde zu einer Veranstaltung, auf der sich der Referent mit der Rolle europäischer Plattformen beschäftigen wird - und zwar mit deren Inkompetenz gegenüber ihren übermächtigen amerikanischen und chinesischen Vorbildern.
Ein Hoch auf die Inkompetenz? Schwer vorstellbar.
Doch halt, es geht hierbei um eine ganz spezifische Form des Unvermögens, der Schwäche oder auch der Unfähigkeit europäischer Unternehmen: Nämlich des Sammelns und monetären Verwertens von Nutzerdaten. Ach ja, genau das sollen Legionen von KI-Experten, Data Analysts oder Data Scientists doch gerade ändern - oder etwa nicht?
Mmh - sehr spannend.
„Ethical Design“ - so Peter Post, Co-Geschäftsführer der Agentur Scholz & Volkmer und besagter Referent, könne so „zum europäischen Exportschlager werden“. Das klingt gut.
Was heisst das aber nun konkret für Sie als mittelständischer Händler? Ist es auf einmal nicht mehr „en vogue“, Ihre Produkte auf internationalen Marktplätzen wie Amazon, eBay, Rakuten & Co. anzubieten?
Naja, überlegen Sie doch einfach mal, wie „leicht“ es Ihnen in der Praxis fällt, aus Ihren Kunden- bzw. Umsatzdaten weiterführende Erkenntnisse zu ziehen. Auf Produktebene mag das ja noch relativ leicht sein, doch was lernen Sie über Ihre Kunden? Wie können Sie deren künftige Präferenzen einschätzen und etwas über die vielen kleinen „Mikroschalter“ lernen, die vor jeder Kaufentscheidung blitzschnell hin- und hergeworfen werden?
Jetzt gerade mal zu Amazon, dann in den Mega-Flagshipstore und auf dem Weg nach Hause auf den Markt, frische Lebensmittel aus der Region kaufen - für das gute Gewissen.
Wohl verstanden, Marktplätze bieten Ihnen eine ergänzende Möglichkeit, Überhänge, Restposten oder auch exklusive Ware zu verkaufen - aber das hat natürlich seinen Preis - in Euro und Cent als Provision wie auch in Form Ihrer Umsatzdaten.
Nichtstun als Alternative? Keineswegs.
Viele Menschen sorgen sich durchaus darum, was mit ihren Daten passiert - vielleicht erleben wir sogar gerade eine Renaissance der Datenbewusstheit oder der „informationellen Selbstbestimmung“, wie sie das Bundesverfassungsgericht 1983 in seinem „Volkszählungsurteil“ definierte.
Was liegt also näher - und da kommen wir wieder auf Peter Posts Vorschlag zurück - als ihr eigenes Verhalten als das zu bewerben, was es ist: als sehr respektvollen Umfang mit den Daten Ihrer Kunden.
Natürlich sollen Sie weiterhin mit Newlettern informieren, dürfen berechtigte Kontaktdaten Ihrer Kunden aufnehmen, Preissausschreiben und -Gewinnspiele anbieten - und lokale oder regionale Rabattaktionen fahren. Dazu sich mit anderen Händlern zu Aktionen und Verbünden zusammenschliessen - wie wäre es mit gemeinsamen „viralen“ Aktionen, Pop-up-Stores oder Mini-Messen. Dazu lokale und regionale Online-Marktplätze, die nicht nur Sie und Ihr Geschäft prominent mit vielen anderen in Szene setzen, sondern auch Ihren Kunden ein richtig gutes Gefühl beim Einkaufen vermitteln.
Der Möglichkeiten sind viele - und hier können Sie zeigen, was Sie drauf haben, nämlich Kompetenz. Kompetenz im Umgang mit Kunden, im Aufbau von Vertrauensbeziehungen, in der Gestaltung Ihres Angebots und dabei, Ihren Kunden ein Lächeln auf’s Gesicht zu zaubern.