Mastodon Mastodon DGI-Stammtisch in Frankfurt am Main | Rückenwind für Ihr Geschäft | RetailConsult.de - Michael Borchardt, Frankfurt am Main

DGI-Stammtisch in Frankfurt am Main

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Dienstag, 14. Mai 2024 - ab 18 Uhr - virtuell per ZOOM 

Anmeldung und weitere Informationen unter borchardt@dgi-info.de


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir freuen uns auch mehr als sieben Jahre später immer noch über den gelungenen Start unseres DGI-Stammtisches im Juli 2016 - herzlichen Dank an die damalige „Premierenbesetzung“, die sowohl spannende Diskussionen angestossen als auch kurzweilige Gespräche führen konnte.

Über die Jahre hinweg ist soviel passiert - ich wage es kaum zu schildern - und es lohnt sich durchaus, auch mal nach unten in die Monats- bzw. Jahresrückblicke zu scrollen.

Viel Freude dabei - und bis hoffentlich bald an unserem DGI-Stammtisch - warum nicht gleich beim nächsten Mal?

Im Mai 2024 geht es nämlich nach einer kleinen Winterpause weiter mit neuen Fragestellungen, Diskussionen und einer virtuellen Ausgabe des DGI-Stammtisches; Sie - (Ex-)DGI-Mitglieder und Interessierte - sind herzlich eingeladen, sich in kollegialer Runde über berufliche und sonstige Themen auszutauschen.

Und die Palette ist ja breit gestreut - so viele aktuelle Themen rund um Informationswissenschaft, -praxis und -politik, Wissensmanagement, Internet, Suchmaschinen, KI, Deep Fakes, Falschnachrichten und vieles mehr - da wird uns so schnell nicht langweilig werden.

Der DGI-Stammtisch findet im monatlichen Turnus statt, am jeweils 2. Dienstag im Monat - seit Dezember 2023 b.a.w. virtuell per ZOOM.

Der nächste Termin ist Dienstag, 14. Mai 2024 ab 18.00 Uhr - virtuell per ZOOM.

Weitere Auskünfte erhalten Sie unter 
borchardt@dgi-info.de

Bitte melden Sie sich spätestens bis 12 Uhr am Tag des Stammtisches an, damit ich Ihnen die Zugangsdaten zumailen kann. 

Wir freuen uns auf Sie und eine gelungene Fortsetzung des DGI-Stammtisches!

Herzlich 

Ihr Michael Borchardt 
(Vorstandsmitglied / Schatzmeister der DGI Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen e.V., Frankfurt am Main)


Jahresrückblick 2023


Dezember 2023

Wir suchen ja immer noch nach Synonymen für das hübsche deutsche Wort „Kleeblatt“ oder auch „Glücksklee“. Aber - Hand auf’s Herz - möchten Sie ernsthaft etwas über Oxalis tetraphylla oder Vierblättrigen Sauerklee lesen? Eben. Vielleicht noch Viererteam oder Vierergespann? Na gut, schaun mer mal. 

Ein lieber Kollege aus unserer Viererrunde lebt in Rheinhessen, also mehr oder weniger mitten im Weinberg. Beneidenswert. So ist es spannend, was er über die Zulassung ehemals geächteter internationaler Rebsorten wie Sauvignon Blanc oder Cabernet Sauvignon berichtet - spätestens dank Klimawandel erfreuen sich diese hitzeresistenten Sorten als Ergänzung zu Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner und Co. großer Beliebtheit. Soviel zu sehr Erfreulichem - auf Ihr Wohl. 

Wir hören aber auch von Reiseberichten, die uns die DB-Navigator-App „einfrieren“ lassen: ob Fahrten aus dem Bayerischen nach Tschechien oder Flüge von italienischen Provinzflughäfen (Siena fast ohne chinesische oder russische Touristen) nach Spanien (wir hören auf’s Neue wunderbare Städtenamen wie Segovia, Sevilla, Cadiz oder Valladolid) inklusive Gepäckverlust auf Sankt Nimmerlein - hier ist noch längst nicht zusammengewachsen, was zusammen gehört. Dazu wilde Verfolgungsjagden auf spanische Señoras („Detener a los ladrones!“), die sich als Trickdiebinnen versuchen und an die Barschaften unseres europareisenden Kollegen gelangen wollten. Ein ausgeklügelter Plan desselben führte die Damen dann aber direkt in die Arme der hilfsbereiten Guardia Civil - großartig. Sparen Sie sich also künftig Gangsterfilme, kommen Sie einfach zu unserem DGI-Stammtisch.

Es werden aber auch touristische Megatrends diskutiert: wie kommt es eigentlich, dass zauberhafte, jedoch eher dezentrale Destinationen wie das polnische Krakau von Tourist*innen aus aller Welt überrannt werden? Könnte es daran liegen, dass Ryan Air und andere Billigflieger dorthin und nicht direkt in die Hauptstadt Warschau fliegen (Modlin liegt 33 Kilometer von der polnischen Hauptstadt entfernt)? Dazu gibt’s gleich schon zum Mitbuchen die Option „Get your Guide“ - in nahezu sämtlichen babylonischen Idiomen erhältlich. Und was hat es eigentlich mit dem Air B’n’B-Angebot in Rom auf sich?

Aber natürlich geht es auch um Fachthemen - wir konstatieren Tendenzen zu „News Avoidance“ - Nachrichtenvermeidung - durchaus auch unter Information Professionals. Die großen Sprachmodelle beschäftigen uns - ChatGPT, das Verhältnis von KI und Machine Learning oder Tools wie DeepL. Wir ventilieren die potentiell unzähligen Möglichkeiten von DeepFakes und deren Auswirkungen auf unsere Demokratien. Und dann erst die leidigen Talkshows - ob Lanz, Will, Illner, Maischberger oder wer Ihnen da noch einfallen sollte. Die immer wieder gleichen Gäste werden zu den immer wieder gleichen Themen umschichtig eingeladen - man fragt sich schnell, was die Leute eigentlich arbeiten? 

Da loben wir uns die gute alte Ortskneipe - ein Refugium für alle, denen nicht nur an gutem Bier, süffigem (Apfel-)Wein oder handfesten Schmankerln gelegen ist, sondern auch an herrschaftsfreiem Diskurs wie sozialem Austausch. Aber wenn überhaupt, gelangt man zu diesen Oasen menschlichen Zusammenlebens nur mit dem eigenen PKW, denn der ÖPNV ist ja lange nicht mehr existent?! Aber das steht auf einem anderen Blatt.

November 2023
In kleiner Runde konnten wir intensiv DGI-Interna besprechen - die freilich auch hier Interna bleiben ;)

Oktober 2023

„Es wird viel passieren“ - die Älteren unter uns haben natürlich die Titelmelodie der Soap Opera „Marienhof“ noch voll im Ohr - sie war von 1992 bis 2011 in der ARD zu sehen bzw. zu hören. Es könnte aber auch als permanentes Motto über unseren DGI-Stammtischen schweben. So auch dieses Mal - virtuell per ZOOM. Und wie immer ging es unter den fünf Teilnehmer*innen thematisch mehr als bunt zu - auf gut hessisch: „von Bismarck bis Kartoffelschäle“. 

Die Energieversorgung der Zukunft beschäftigte uns eingangs sehr: Wann kommt denn jetzt endlich unser Wirtschafts- und Klimaschutzminister vorbei und dengelt unsere antike Gas- oder Ölheizung aus dem Keller? Oder sollten wir lieber auf Fernwärme setzen? Eine uralte Idee der Römer - in deutschen Städten wie Frankfurt am Main bereits seit den 1920er Jahren und bis heute im Einsatz. Und es böten sich gerade in der kleinsten Metropole der Welt noch weitere Einsatzmöglichkeiten an: Rund um den DE-CIX-Internetknoten sprießen hier die Rechenzentren aus dem Boden - deren Abwärme böte sich ideal für die Nutzung in der Fernwärme an. 

Spannend waren auch die Einblicke, die uns eine Kollegin aus Berlin gewährt hat: früher rund ums Knowledge Management im Gesundheitswesen unterwegs, bietet sie aktuell ihren juristischen Kolleg*innen umfassende Dienstleistungen im Informationsmanagement - bis hin zu Inhouse-Schulungen. Besonders anrührend empfanden wir die fast schon nostalgische Liebe vieler Juristen zu gebundenen Büchern und Loseblattsammlungen - wer hätte das gedacht? Aber nur die, also die Bücher und Loseblattsammlungen, können die hübschen wie hilfreichen bunten Marker aufnehmen - zum schnellen Wiederauffinden bestimmter Inhalte. Ein Lob auf das optische Gedächtnis unserer Rechtsgelehrten. Aber warum heißt der Schönfelder eigentlich nicht mehr Schönfelder, sondern Habersack?? Und der Palandt? Maunz/Dürig? Blümich? Deren Aktivitäten im 1000-jährigen Reich sind dann nach Jahrzehnten doch einmal ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt worden - sehr zu Recht.

Eine weitere Fragestellung war jedoch auch die Recherchemöglichkeit in sozialen Medien - und die entsprechenden Tools (buzzsumo, Meltwater usw.) Gut vorstellbar, dieses Thema mal mit einem aus der Business- bzw. Market Intelligence zusammenzuspannen - oder auch Sales Marketing (echobot)? 

Und wie alt ist eigentlich das WWW? Und was war eigentlich vorher - nein, nicht die Steintafeln. Erinnern Sie sich noch an das Erdhörnchen bzw. die „Taschenratte“ Gopher? Ein elendiges Gefrickel, damit an Dateien zu kommen. Aber die Zeit war eben auch noch gemütlicher: bis Ihr Akustikkoppler auch nur die kleinste Datei auf Ihren (Zentral-)Rechner befördert hatte, ist es häufig spät geworden.

Und wie steht es denn mit den aktuellen Ausbildungsgängen zum wissenschaftlichen Dokumentar / zur wissenschaftlichen Dokumentarin? Gibt’s die noch? 

Und überhaupt - wie finden wir uns künftig in einer Welt aus KI und Falschnachrichten zurecht? Schaffen wir das? Oder reichen dafür weder Informationskompetenz noch Medienkompetenz hin?


Juli-September 2023 - Sommerpause


Juni 2023

Fünf ist eine hübsche Zahl - auch rund um den DGI-Online-Stammtisch. Nicht zuviel - und nicht zu wenig :) Und gleich ging es in die Vollen und wir wurden politisch - nicht zuletzt den intensiven Italien-Kenntnissen eines Kollegen gedankt, war denn just der langjährige Ministerpräsident (und einer der Erfinder der „Demokratie-Abrissbirne“), Silvio Berlusconi, von uns gegangen. Jetzt soll man Toten von alters her nichts Abträgliches hinterherrufen, schließlich können sie sich ja nicht mehr gegen die Anwürfe wehren und selbstredend gilt es auch, die Verstorbenen zu ehren - „de mortuis nil nisi bene“ hieß das bei den Römern. Vielleicht ist dennoch etwas Kritik bei Persönlichkeiten wie dem „Cavaliere“ angebracht - denn die gab es kübelweise auch schon zu dessen Lebzeiten.

Über die Jahrzehnte hinweg, so die Charakterisierung unseres italo-kompetenten Mitstreiters, zeigte sich Italien als „sozio-politisches Labor“ Europas - auch zu Zeiten wie vor 100 Jahren, an die sich gerade viele Landsleute Berlusconis heutzutage nicht mehr so gerne erinnern mögen - oder wenn, in einem heftig verklärenden Sinne. So dürfen wir gespannt sein, ob sich um das megalomane Mausoleum, das der „Cavaliere“ noch zu seinen Lebzeiten errichten ließ, ein ähnlicher Kult entspinnen wird wie um die Grabstätte Benito Mussolinis in Predappio.

Wir konnten an diesem Abend aber auch ganz anders ;) - und stürzten uns auf die Diskussionen rund um das „Heizungsgesetz“, formal Gebäudeenergiegesetz. Auch hier immer wieder unglaublich, welch’ Expertise an unserem Stammtisch vertreten ist. Einer der Kollegen zeigte sich top-informiert, kein Wunder, er arbeitet inzwischen (auch) als Energieberater und geht seine Aufgabe mit nachgerade wissenschaftlicher Akribie an. So profitierten die Anwesenden sowohl von seinen Praxis- wie auch intensiven Studienkenntnissen, die nicht nur die Verbindung von Wärmepumpe, Solarthermie und Photovoltaik (vielleicht noch ergänzt durch heatpipes) als „dream team“ charakterisierten, sondern auch nahelegen, dass man/frau/d nicht gleich Estrich und Heizkörper herausreißen müssen, um sich mit moderner Heiztechnik auszustatten. Diese Erkenntnisse standen und stehen freilich komplett im Gegensatz zu jenen Polit-Schreihälsen, die in erster Linie aus dem konservativ-populistischen Lager heraus krähen - Hubsi Eiwanger mag da lediglich ein sehr plakatives Beispiel abgeben.

Aber weiter zu einem unserer genuinen DGI-Bereiche. Uns fiel auf, dass sich die berühmte Anaconda (ein Wasserschwein verschlingend) des Frankfurter Senckenberg-Museums gerade in einer ausgedehnten REHA-Pause befindet - ein Jammer für viele kleine und größere Kinder, die sich im Vorfeld bereits auf ein Wiedersehen mit dem Exponat von 1927 freuen. Nun wissen wir, dass in der kolonialen bzw. frühen post-kolonialen Phase nicht nur tote Tiere aus ihren Herkunftsländern entführt wurden, sondern auch wunderbare Kunstwerke wie die Benin-Bronzen. Die Stiftung Preussischer Kulturbesitz (SPK) hatte Ende August 2022 mit Nigeria den Vertrag über deren Restitution unterzeichnet.

Wie schnell sind wir damit aber auch beim Giga-Thema Klimawandel und dessen Auswirkung auf unsere Ökosysteme. In großen Teilen Hessens wie Nordbayerns sind das beispielsweise die legendären Streuobstwiesen - ein wunderbarer Quell für unser Nationalgetränk „Äppelwei“. Ein gedanklicher Schlenker führte uns zu Autor*innen wie Barbara Mazzolai oder Peter Wohlleben, die sich ja intensiv damit beschäftigen, wie wir Natur bzw. diese uns retten kann. Ob allerdings Mutter Natur soviel daran liegt…?


Mai 2023

Vier auf einen Streich - nein, keine Sorge - auch im Wonnemonat ging’s quicklebendig zu an unserem Präsenzstammtisch. Und wir stürzten uns auch gleich auf die anstehenden Probleme (in) der Politik, die ja häufig eine rasche Bearbeitung erfordern. Heizungsgesetz, Mobilität, Energiegewinnung - kein Problem für die versammelte Expertise zu gewaltig, keine Lösung zu abwegig - die Gedanken sprudelten und die Gehirne stürmten nur so vor sich hin. So muss es sein - auch wenn wir an diesem Abend nicht alle Probleme der Welt lösen konnten - fast alle tun es ja auch schon mal. Dazu die fachlichen Themen: Aufarbeiten der DGI-/DGD-Geschichte an historischem Material aus dem Koblenzer Bundesarchiv, Planung unseres 75-Jahr-Jubiläumssymposiums, die Bedeutung des Metaversums für unsere Zukunft, der Einfluss der selbsternannten Weltenlenker aus dem Silicon Valley auf unseren Alltag und natürlich die Frage, was die Barockstädte Mannheim und Schwetzingen verbindet und warum sich ein Besuch in diesen städtebaulichen Kleinoden immer lohnt - nicht nur zur Weihnachtszeit und nicht nur im Königreich Papyrien.


April 2023

Wieder einmal trafen wir uns im virtuellen Modus - in einer kleinen überschaubaren Runde - drei KollegInnen an der Zahl. Und wieder einmal waren die Themen bunt gemischt. Im Vorgriff auf das 75-jährige Jubiläum der DGI blickten wir auf die Zeit vor 50 Jahren zurück, als die deutsche Informationsbranche eine, vielleicht  d i e  Hoch-Zeit erlebte. Da wimmelte es nur so von Facheinrichtungen, Zentralstellen, Aus- und Neugründungen, Fraunhofer-Gesellschaften u.v.m. Und mittendrin nicht nur die DGD - Deutsche Gesellschaft für Dokumentation (ja, so hießen wir bis 1998), sondern auch die Frankfurter Kulturpolitik, die sich u.a. in Gestalt von Hilmar Hoffmann oder Linda Reisch gerne mal für die Wege von Informationswissenschaft und-praxis interessierten. Wie das deren aktuelle Nachfolgerin Ina Hartwig halten wird, werden wir im Hinblick auf unser Jubiläum sehen.

Überhaupt - das ewig Wiederkehrende: aktuell stöbern ja einige mehr als verdiente DGI-KollegInnen in den Annalen unserer Fachgesellschaft - und dabei kommen wunderbare Funde ans Licht. Einige unserer aktuellen Themen wie z.B. Information und Gesellschaft (2021 hat sich die DGI-Fachgruppe INFOGES zu diesem Themenbereich gegründet) beackerten wir auch bereits um die Jahrtausendwende - damals sicherlich mit anderem Fokus, aber immerhin.

„And Now for Something Completely Different“: Wie geht’s eigentlich dem Einzelhandel auf der Großfläche, genauer dem Möbeleinzelhandel? Der scheint immer noch zu brummen. Ob nun der Firmen- bzw. Handelsname mit XX… oder Mö… oder gar I… anfängt - gefühlt geht es der Branche gut. Statistisch hinterlassen jedoch Inflation und die damit verbundene Kaufzurückhaltung der Verbraucher Spuren: im Februar 2023 knickten die Umsatzzahlen nominal um drei Prozent ein, real gar um 12,8 Prozent. Gar nicht mal so schön - verlängert sich diese Entwicklung doch seit langem in unsere Innenstädte. Leerstand reiht sich an Leerstand - und die Verantwortlichen in den betroffenen Kommunen reissen sich die Haare einzeln aus, um adäquate Lösungen gegen diesen verfestigten Trend zu finden. Das bedauerte natürlich auch unser Stammtisch-Kleeblatt zutiefst.

Und wieder ging es zurück zu aktuellen Entwicklungen rund um die KI in Gestalt von ChatGPT & Co. und wie Studierende und Lehrende damit umgehen sollten, wir reisten in die Zeit zurück, als Google ein Newcomer unter den Suchmaschinen (1998), Twitter revolutionär war (2006) und sich die (Fach-)Welt noch für Themen wie „Information Behaviour“ interessierte (gut, das war jetzt böse - das Thema ist heute im Lichte der technischen Entwicklungen aktueller denn je). Als Fazit des Abends mag das alte Motto gelten: „Nichts ist beständiger als der Wandel“ - in wahrhaft jeglicher Hinsicht.


März 2023

Da warn’s auf einmal fünf… Wunderbar, wenn mehr Gäste als erwartet zum Stammtisch kommen - und wir mussten im Metropol Café noch nicht mal die Suppe verlängern (lassen) - dafür wurde es am Tisch einfach noch gemütlicher. Und zu erzählen gab’s wieder viel: kein Wunder, ein lieber wie sehr geschätzter Kollege, zu dem wir länger als zwei, drei Tage keinen Kontakt mehr hatten - aber auf ähnlichen Pfaden vor Jahrzehnten in unser Berufsleben eingestiegen sind - war mit von der Partie. In diesem Zusammenhang diskutierten wir, wie heutzutage Banken ihr „Wealth Management“ betreiben, gerne auch mit der Dienstleistung „Family Office“ umschrieben. Und welche Unterstützung hierbei interne Rechercheure spielen können? Aber gibt’s die denn überhaupt noch? Eher nicht - vielmehr in Abteilungen wie Marketing oder PR aufgegangen. Wie war das noch gleich mit dem Informationscontrolling in IuD-Einrichtungen? Ein Thema, mit dem sich Josef Herget bereits Mitte der 1990er Jahre beschäftigte. Und dann die nicht unwesentliche Frage: was macht man eigentlich, wenn während eines Online-Seminars der Telko-Anbieter beschließt, seine Leitungen zu warten? Ist Tethering über’s Handy die Lösung? Oder hängen wir als Lehrende einfach noch ein paar Sonderschichten an einem Zusatztag an?

In der kleinsten Metropole der Welt stehen am 26. März die Stichwahlen der OB-Wahl bevor - Uwe Becker (CDU) versus Mike Josef (SPD). Was können Wertkonservative in der „Zeitenwende“ politisch reißen? Oder binden sie sich und ihre Wählerschaft gar selbst? Und wie agieren die Kandidat*innen, die in der ersten Runde der OB-Wahl nicht weitergekommen sind? Hier fällt uns natürlich sogleich der Bahnbabo ein - der coolste Tramchauffeur Frankfurts, der es optisch durchaus mit H.P. Baxxter von Scooter aufnehmen kann - aber wahrscheinlich bei vergleichenden Leibesübungen in der Straßenbahn deutlich besser abschneiden dürfte. Und in der ersten Runde der Wahl mit mehr als fünf Prozent immerhin Viertplatzierter wurde. Haben Sie Kinder im schulpflichtigen Alter? Darüber berichtete ein weiterer Kollege am Stammtisch: er kümmert sich als pensionierter Infoprofi und approbierter Arzt segensreich um die Untersuchung von Kindern vor deren Einschulung. Dabei kommt es nicht nur zu mancherlei Begegnungen der dritten Art - Lost in Translation.  


Februar 2023

Es gibt solche Stammtische und solche - im Februar sprühten die sieben Kolleg/innen nur so vor Esprit, trotz oder gerade wegen des Valentinstags - anscheinend saß uns schon der Gott und Patron der fünften Jahreszeit - Jokus, schalkhaft im Nacken.

So trat im lustig-literarischen Reigen mit Jaroslav Hašek der Autor des braven Soldaten Schwejk auf - auch mit dem Verweis auf seine Kurzgeschichte „Rechtspflege in Bayern“, entstanden nach einer Einbuchtung im Schloss Höchstädt im heutigen Bayerisch-Schwaben - sein damaliges Delikt: Landstreicherei. Hašek war ein unheimlich produktiver literarischer Anarchist - im allerbesten Sinne.

Und wie zahlreiche griechisch- oder lateinischstämmige Lehnwörter in unsere modernen Sprachen eingesickert sind, gilt das auch für deutsche Begriffe im Italienischen: „Schadenfreude“, „Leitmotiv“ oder „Weltbild“ stehen hierfür. Dazu kommen u.a. „German Angst“ im Englischen oder „Le Waldsterben“ im Französischen. 

Brauchten wir also nur mehr Literaten vom Schlage Jaroslav Hašeks, um die deutsche Bedenkenträgerei und Schwarzmalerei aufzuweichen? Das, wenn wir nur wüssten.

Überhaupt standen Historie wie Zeitläufte Italiens eindeutig im Zentrum unserer Betrachtungen: wir untersuchten die Entwicklung des Faschismus wie Futurismus, warfen einen Blick auf aktuelle Akteure, naja, leider auch Akteurinnen, ordneten die geschichtliche Bedeutung Kaiser Augustus’ ein und fragten uns, warum das Leben im Land, wo die Zitronen blüh’n, sich so dominant auf der Straße und Piazzi abspielt? Ist es nur das milde Klima? Oder spielen nicht alle permanent die Hauptrolle in ihrer eigenen Commedia dell’arte?

Nun, nur ein kleiner Sprung von der nördlichsten Stadt Italiens, München, ins windumtoste nebelverhangene schottische Edinburgh: nach dem avisierten Rücktritt der ersten Ministerin Nicola Sturgeon fragten wir uns natürlich, ob es nunmehr nicht doch mal an der Zeit wäre, in der Thronnachfolge der katholischen Stuarts einen Wittelsbacher auf dem Thron zu installieren und ihm vielleicht auch gleich noch England, Wales und Nordirland als König anzuvertrauen? Je nach Betrachtungsweise wäre der mit seinen 89 Jahren noch putzmuntere Franz Herzog von Bayern dann der nicht ganz direkte Nachfahre von Jakob I. bzw. dem II. auf dem schottischen Thron. Immerhin befanden wir, dass die schottischen und bayerischen Landesfarben wunderbar zueinander passten - eine Farborgie in blau.

Und über den schottischen Text der Bayernhymne machen wir uns schon mal unsere Gedanken. Und - nach dem Ableben der Queen Mum wie auch ihrer Tochter Elizabeth II., beide in gesegnetem Alter - wären auch die Gemächer auf Schloss Balmoral endlich wieder in Beschlag genommen. Und sowohl Nessie als auch die umliegenden Whisky-Destillerien dürften sich über erneute Aufmerksamkeit freuen. 

Whisky - alkoholische Genüsse? Welcher Sprung läge ferner, um von Schottland auf das hessisch-unterfränkische Traditionsgetränk, den Äppelwei, zu kommen?

Hier sind allerdings katastrophale Entwicklungen im Bestand der Streuobstwiesen zu beobachten: die Mistel setzt den alten Bäumen zu.

Nun - vielleicht ist Hilfe aus den anderen Regionen des deutschen „Worschtbelt“ zu erwarten? 

Selbstverständlich ging’s zwischendurch auch mal wieder professionell zu, versteht sich. So gab es ein Leben vor der EU-DSGVO - auch in der Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel. Ausleihjournale gaben und geben Auskunft über mehr oder weniger prominente Nutzer/innen - in den Jahren 1650-1850. Ähnliches wird von der Bayerischen Staatsbibliothek gemunkelt. So sollen hier im frühen 20. Jahrhundert nicht gänzlich unbekannte Herrschaften wie Adolf H. oder Wladimir Iljitsch L. ein- und ausgegangen sein - sehr delikat. Kein Wunder, dass uns hier auch umstandslos Hitlers willige Helfer aus dem Bibliotheksbereich in den Sinn kamen. Und auch hier sprangen wir einmal kurz über die Alpen und riefen uns die Rolle von Bildung und Bibliotheken im italienischen Faschismus wie dem Nationalsozialismus vor Augen: wohlgemerkt: natürlich nicht aus Sicht Ewiggestriger, sondern aus jener an der Profession „Bibliothekar/in“ Interessierter.

In größerem thematischen Zusammenhang sind hier auch noch die sog. Fremden- oder Nachtbücher zu erwähnen.

Und, wie kann es in diesen Tagen anders sein? Sprachmodelle wie ChatGPT-3 oder BARD reizten unsere Diskussionslust - und es ging dabei hoch her: Sind die Chatbots schon so reif, sich nur noch untereinander auszutauschen oder braucht es dazu noch uns Menschen? Und wie wirkt sich deren Einsatz eigentlich auf die wissenschaftliche Integrität aus? Ein großes PRO und Contra - oder irgendwas dazwischen? Motto also: „Keine KI ohne IK“.

Ob uns die Chatbots auch eine Antwort darauf geben können, wie sich amerikanische Bibliotheken finanzieren

https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/termine/ki-schreibwerkzeuge-im-fokus

https://www.infotoday.com/OnlineSearcher/Issue/12293-November-December-2022.shtml

https://twitter.com/rameshmedia


Jahresrückblick 2022

Januar 2022

Zum Jahresauftakt versammelten sich sechs Kolleg/innen rund um unseren virtuellen Stammtisch - von Berlin über Düsseldorf, den Rhein nach Mannheim und Karlsruhe hinunter und natürlich in die DGI-Stammregion - ins Rhein-Main-Gebiet. Wir waren zum Beispiel ganz überrascht, welche Arbeitskleidung in einigen Museen getragen wird - ein weisser Kittel steht dort selbst Direktorinnen gut zu Gesicht - und zeigt, dass Museen nicht nur anerkannte Bildungsinstitutionen, sondern auch Reallabore für demokratische Kultur sein können. Da ist dann der Schritt zur „Velwechserung“ von Führungspersonal mit Führungs-Personal nicht mehr sehr weit.

Auch ist es immer wieder unglaublich, welch' berufliche Entwicklungen Menschen aus der Infoszene machen können: Da wird quasi aus dem Stand munter Richtung RKI oder Deutsche Rentenversicherung gesprungen, als sei das gar nichts. Es geht eben nichts über eine solide wie umfassende Basisausbildung.

Anlässlich einiger Trauerfälle im Verbandsbereich diskutierten wir aber auch über den Sinn, analog zum klassischen Medienbetrieb, Dossiers für bekannte IuD-Persönlichkeiten bereits zu deren Lebzeiten anzulegen - um dann im Falle eines Ablebens die Gestaltung der Nachrufe nicht zu einem überaus zeitintensiven Unterfangen werden zu lassen und gleichzeitig die Qualität der Würdigungen zu verbessern. Munzinger, Wikipedia und andere Nachschlagewerke wissen häufig erstaunlich wenig über „unsere“ bedeutenden Köpfe. Wieder mal ein Beispiel dafür, dass wir zu bescheiden auftreten?

Apropos, Auftreten, Vermächtnis, Papier, Archiv: nicht immer bereitet es Freude, für „unsere“ Branchenvermächtnisse und -Bestände ein professionelles (Wirtschafts-)Archiv zu finden: sei es im Nordosten das BRAGI, das Hessische Wirtschaftsarchiv im ehemaligen Grossherzogtum Hessen oder gar das Bundesarchiv im trauten Koblenz. Schnell einmal sind wir gehalten, Jahrzehnte historischen Materials zu sichten, zu straffen und/oder vorzusortieren. Schade, denn dem langfristigen Gedächtnis der Informationsbranche werden diese Praktiken kaum sinnvoll stützend zur Seite stehen können. Wie gut, dass es Kolleg/innen geben soll, die mit grossem Eifer daselbst in Jahrzehnten ihres Berufslebens Privatarchive angelegt und liebevoll gepflegt haben. Möge jenes höhere Wesen, das wir verehren, ihnen genügend Kraft, Eifer und Zeit schenken, um ihre Konvolute der Nachwelt in einem zugänglichen Zustand zu übergeben.

Und wo wir gerade bei liebevollen Erinnerungen an vergangene Zeiten sind: nicht nur war früher mehr Lametta, wie wir spätestens seit Opa Hoppenstedt wissen, sondern es fanden auch die Tagungen der Info-Branche in gänzlich anderem Rahmen statt: Veranstaltungsmonster wie das Berliner ICC oder das Hamburger CCH waren gerade gross und brutalistisch-funktional genug, um die Massen von Informationsfachleuten zu den mannigfaltigen Veranstaltungsformaten aufnehmen zu können. Davon träumen wir heute höchstens noch!

Die Gedanken schweiften jedoch auch in andere anekdotische Bereiche ab: wie war es beispielsweise, zum ersten Mal vor dem 286er-PC mit MS-DOS-Betriebssystem zu sitzen und über die Syntax der GENIOS- oder Datastar-Abfragesprachen ins Schwitzen zu geraten? Was können wir heute nicht mehr finden, weil die Boole’schen Verknüpfungen in unseren allmächtigen Suchmaschinen kaum noch zur Verfügung stehen? Welche Anstrengung (und Qualifikation) erfordert es auch in unseren Tagen noch, qualifizierte Patent-, medizinische oder Recherchen nach chemischen Strukturen durchzuführen? 

Und gibt es eigentlich neue Informationskanäle oder Social Media-Formate? Die gibt es - und sämtliche darunter finden ihr Publikum und ihre Nutzerschaft. Von TikTok über Discord, von Facebook bis zu Telegram. Was bleibt, sind aber die jungen Klassiker wie die unkaputtbare eMail. Jahrzehnte von Mailarchivmaterial gilt es spätestens beim Ausscheiden aus der eigenen Organisation zu archivieren  (oder auch nicht). Hat sich also soviel geändert unter der Sonne? Und auch den Ausspruch des Abends möchten wir Ihnen nicht vorenthalten: „Heute ist die Bildung fort . dafür gibt es Fortbildung!“ In diesem Sinne - verleben Sie einen schönen Januar.

Februar 2022

Wow, im Februar gab es ein regelrechtes Gedrängel rund um unseren virtuellen Stammtisch - 11 Kolleg/innen sollt ihr sein - so das Motto - darunter auch zahlreiche Newbies. Und es spielte sich gar Intensives zwischen Berlin und München ab. So bekamen wie einen Einblick in den Umgang der Japaner mit der Pandemie und deren Verhältnis zu neuen virtuellen Kommunikationsplattformen, wir lernten Italien durch einem Münchner Insider als durch die Corona-Erfahrungen tief verunsichertes Land kennen und durften über „unpassende Antworten auf nicht gestellte Fragen“ philosophieren. 

Fast wie selbstverständlich geriet auch die aktuelle Situation unserer kleinen Fachgesellschaft in den Fokus der Gespräche - und es wurde wild diskutiert über die Möglichkeiten einer optimierten Aussendarstellung, welche Social Media-Kanäle nun weiter oder neu bespielt werden müssten, die Einrichtung einer Skill-Datenbank für DGI-Mitglieder („Brainguide“, „Wissensbasis“) oder ob wir uns ins Lobby-Register des Deutschen Bundestages eintragen lassen sollten? Wie schaut es überhaupt mit Fördermöglichkeiten gemeinnütziger Arbeit in Zeiten der Digitalisierung aus? Was bieten hier Land, Bund und die EU? Und wer kennt sich in den Fallstricken de Antragstellung aus? Was will uns der „Digital Services Act“ der EU-Kommission sagen?  

Was können wir als DGI von Ryan Air lernen („Frühbucherrabatt“) - und was von der American Society for Indexing (ASI)? Überhaupt - das Thema Indexing war eines der inhaltlichen Highlights des Abends. In Zeiten von Google & Co. etwas aus dem Fokus auch vieler DGI-Mitglieder geraten, wurde doch rasch klar, dass gerade die inhaltliche Erschliessung von Dokumenten auf mancherlei Ebenen längst noch nicht Maschinen und deren Algorithmen überlassen werden sollte. So hagelte es Akronyme, Synonyme und allerlei weiteres Abgekürz rund um Indexing & Co., bei dem einige Quereinsteiger nur noch mit den Ohren schlackern konnten. Hätten sie mal ihre Fachvokabeln besser gelernt :) Nebenbei erfuhren wir, dass WordPress gar kein Freund der indexierenden Zunft ist - die britische Society of Indexers (SI) hat nach Auskunft eines teilnehmenden Fachkollegen auf einen Index verzichtet, seit deren Seite unter WordPress gehostet wird. 

Wir lernten Neues über den „Chicago Manual of Style“ (CMOS, CMS, Chicago) und dessen Bedeutung für das Publizieren in den USA. Unglaublich, dass unsere französischen Nachbarn keine Freunde des Indexing sind, jedoch die Spanier - und dass sich ohne (vernünftiges) Indexing überhaupt keine Publikationserfolge erzielen lassen. Naja - ein bisschen Selbstbewusstsein darf ja auch sein. 

Weitere spannende Links:

Informationsarchitektur (IA), Louis Rosenfeld, Peter Morville u.a. mittlerweile in der 4. Auflage

The Indexer - The International Journal of Indexing

Kanadische Indexer-Konferenz der ISC/SCI 2021

„Indexing Unlimited“: Bericht in IWP (2021) 72(5): 311–314

Japan Index Association (aktiv bis in die 1990er Jahre)

April 2022

Kurz vor Ostern drängt es sich rund um den virtuellen Stammtisch etwas - acht Kolleg/innen in wechselnder Besetzung aus ganz Deutschland haben einen ganzen Korb voller Themen mitgebracht. Klar, so traurig wie aktuell - der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Fragen, wie damit umzugehen sei, welche Angebote machen an Geflüchtete und die Menschen, die in der Ukraine bleiben? Taugen weitere Waffenlieferungen mit schwerem Gerät, den Krieg früher zu beenden? Darunter sicherlich auch einige Überlegungen, für die ukrainische Menschen aktuell kein Ohr haben. Und - fast wie selbstverständlich: was bedeutet dieser Krieg für den Westen, die ehemaligen Länder der Sowjetunion, die jetzt Mitglieder in der NATO und/oder der EU sind wie auch für Deutschland? („Donbass“, Dokumentarfilm von Sergei Loznitsa, 2018 - Quelle: https://www.swr.de/swr2/film-und-serie/ein-wahnsinniger-ort-an-dem-alle-verrueckt-sind-der-film-donbass-von-sergei-loznitsa-wirkt-heute-prophetisch-100.html). 

Kälteresistente Kollegen am Stammtisch testen schon mal Büros bei 14 Grad Celsius. Ein Vorbild für uns alle? Und wie steht es eigentlich mit unserem Land und unserer Infrastruktur? Wie können künftige drastische Abhängigkeiten - analog zu jenen bei russischen Energielieferungen - verhindert werden? Und wie ist eigentlich der Stand der Dinge bei der seit Jahrzehnten beschworenen und in Sonntagsreden herbeivisionierten Verkehrs- und Mobilitätswende? Weitgehende Fehlanzeige, so die Analysen der Kolleg/innen. 

Irgendwann in den 1960er Jahren wurde der ganz grosse Hebel zugunsten der Auto- und LKW-gestützten Mobilität umgelegt - im Personen- wie im Güterverkehr. Und die Gleisinfrastruktur parallel dazu stillgelegt und/oder herausgerissen (Quelle: https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/deutschland-in-daten/221008/der-durchbruch-des-motorisierten-strassenverkehrs/). 

Gerade an den Aussengrenzen bundeslandübergreifender Ballungsräume wie dem Rhein-Main-Neckar-Raum werden diese Defizite heftig spürbar. „Surrogat von Verkehrspolitik“ trifft als Beschreibung des Ist-Zustands vielleicht ganz gut. Der griffige Slogan „Raus aus dem Auto, rein in die Bahn!“, hier lediglich auf den Personenverkehr gemünzt, funktioniert also leider nicht. Und im Güterverkehr? Auch hier hinken Deutsche Bahn AG und ihre hunderte von Tochterunternehmen Lichtjahre hinter den eigenen Planungen hinterher (Quelle: https://inside.bahn.de/grossbaustellen/) - und nicht nur bei den europäischen Transversalen und deren Anbindungen (Quelle: https://www.swissinfo.ch/ger/deutschland-bremst-eisenbahn-gueterverkehr-durch-europa-aus/46010168).

Ach ja - last, but not least - ein lieber und sehr geschätzter Kollege bereitet sich weiterhin auf das Ende seines Berufslebens vor und packt und packt und packt…

Mai 2022

Toll - so empfanden es die vier Kolleg/innen am Live-Neustart des DGI-Stammtisches im Mai am Rande der Neuen Frankfurter Altstadt. Tolles Wetter, Terrassenatmosphäre - und viel zu berichten. 

Für einige von uns liefen die vergangenen Monate vor viel zu vielen ZOOM-Kacheln ab, andere strebten schon wieder deutlich ins „Freie“. 

So sprachen wir über die Rolle des papierlosen (Home)Office - dazu taugt natürlich eine Tagging-Software wie „Tagging for Windows“ ganz besonders gut; selbst kleinere Klassifikationen lassen sich damit umsetzen. Ausserdem beschäftigte uns die internationale Ebene von Wissens- und Intellectual Capital-Management - wie jüngst am Jour fixe Frankfurt-Rhein-Main der GfWM. Hier kann übrigens auch die Kunst eine herausragende Rolle spielen - oder auch die neue ISO 30401.

Aber auch die Rolle des Ehrenamts kam nicht zu kurz: von Unterstützung bei der Corona-Impfkampagne und der Mitarbeit im Gesundheitsamt bis hin zu Lehraufträgen unterschiedlicher Couleur war einiges dabei. 

Die Zeitläufte bringen es mit sich, dass auch die Politik und der Krieg in der Ukraine dieses Mal eine sehr grosse Rolle in unseren Gesprächen einnahmen. Und wie verhält es sich eigentlich mit den Erfolgen in unserer Entwicklungszusammenarbeit? Muss es immer so laufen wie in der „Oase des Scheiterns“?

Oder empfinden viele von uns soviel Unbehagen bei dem Thema, weil wir eine verzerrte Wahrnehmung des Sujet’ haben (Werner „Tiki“ Küstenmacher).  Stichworte hier: Mali, Irak, Afghanistan - Hightech-Einsatz in den frühen Zeiten der „Entwicklungshilfe“, Bad Governance.

Und übrigens? Machen Sie doch mal eine Umfrage auf FAZ digital: vielleicht haben Sie anschliessend ganz tolle Gespräche mit einem Zeitgenossen / einer Zeitgenossin, die die Welt komplett anders als Sie sehen.

Juni 2022

Und nun mal wieder alternierend ein 6er-Stammtisch online. Und auch hier waren die Themen mehr als breit gestreut - und eloquent erörtert wie vorgetragen. Auf der Spur von Lucy 2.0 erlebte ein Kollege spannende 14 Tage im zentralafrikanischen Malawi - ein Land, das zwischen Kriegsgebieten im Osten wie Nordwesten, dem südlichen Teil des Kontinents und dem fast gleich klingenden Mali schnell einmal unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung verbleibt. Aber die Schilderung der Reiseerlebnisse war mehr als begeisternd: Ausgrabungen mit dem Frankfurter Professor Friedemann Schrenk vom ZIAF – Zentrum
für interdisziplinäre Afrikaforschung an der Goethe-Universität, eine Safari zu den „Big Five“, eine Schiffsfahrt auf dem Malawisee und v.a. auch viele Kontakte und Gespräche mit Einheimischen zu deren wichtigsten Themen. Und wer von Ihnen hat bereits von einem (Euro-)Film Festival in Malawi gehört?

Das wäre dann fast schon ein Thema für eine andere geschätzte Kollegin, die aktuell als Researcher und Archivist bei einer grossen Rundfunkanstalt arbeitet.

Und wie ergeht’s eigentlich den Museen? Von einer fulminanten „Nacht der Museen“ wusste eine weitere Kollegin vom Niederrhein zu berichten - zu unserer aller Freude begeistert von der Bevölkerung - wie von den Museumsprofis aufgenommen und gefeiert.

Naja, und die immer wieder aktuellen Themen wie Informations-, Medien- oder Digitalkompetenz, PR- und Marketing für Info-Profis und deren Berufsverband (um nicht zu sagen, -verbände), die Pandemie, der Klimawandel usw. usw. bleiben ja sowieso in der Diskussion.

Juli 2022

Und schon wieder war’s ein Glückskleeblatt, das sich beim Live-Stammtisch traf. Und der Themen waren wieder mal die unglaublichsten. Wie brechen Sie am besten in ein SmartHome ein? Dazu gingen die Meinungen ganz grundsätzlich auseinander. Freilich wollte niemand de facto einen Einbruch wagen - aber wer und warum braucht ein SmartHome? Die Generationen X,Y,Z? Oder auch diejenigen unter uns, die sich noch mit Schlüsselanlagen, Sicherungsscheinen wie -karten auskennen? Muss ich unbedingt via Webcam im Urlaub verfolgen, wie des Nächtens dunkle Gestalten in mein Anwesen eindringen? Und warum bleiben die Pariser (und Pariserinnen) hier ganz cool - und lernen lieber zig Kombinationen für die Code-Öffnungsanlagen auswendig? Wenn das noch die Concierge erlebt hätte.

So viele Fragen rund um Eigentum und Schlüsselgewalt - das verursachte Appetit. Eine neuere Spezialität im Metropol-Café ist unbedingt empfehlenswert: Ravioli mit Handkäs’-Füllung. Italien trifft Frankfurt - ein junger Klassiker ist geboren. Und wieder war auch mal die Systemfrage an der Reihe: Wie halte ich’s mit meinem PC-Betriebssystem - das protestantische Microsoft-Windows - oder eher das katholisch barocke MacOS von Apple? 

Und warum müssen wir Menschen denn immer nur in Schwarz-/Weiss-Kategorien denken? Wo bleiben die Grautöne? Alles eine Frage von Wahrscheinlichkeiten - vielleicht auch jene unserer künftigen Energieversorgung.

Und was hat es eigentlich mit der Geheimen Gesellschaft der Zigarettenpapierhersteller auf sich - und was hat diese von der zunehmenden Elektromobilität zu befürchten? Nun ja, die klassische Tanke ist der Hauptabsatzweg von Tabakwaren, sollten in den kommenden Jahren Elektromobilisten ihre rollend-säuselnden Computer zuhause oder an der Strassenlaterne „chargen“, müssten sie vielleicht seltener an die gewohnte Tankstelle. Wie würden Krimi-Drehbuchautoren reagieren - auch hier ist das heimelige architektonische Sujet ein Dauerbrenner (im wahrsten Sinn des Wortes).

Und überhaupt? Beherrschen nicht eigentlich Fachgesellschaften jeglicher Couleur politische Entscheidungsfindungen? Oder sind das nur schon wieder heisse fake news?

August 2022

Heuer changierte die Zahl der Stammtischteilnehmer/innen zwischen vier und fünf - darunter war die Teilnahme für einen Kollegen nach einem schweren Unfall keine ganz leichte Übung - wir wünschen auch von dieser Stelle nochmals alles erdenklich Beste und eine rasche wie nachhaltige Genesung.

„And now for Something Completely Different“ - wie es immer wieder seit und bei Monty Python heisst. Die Themen Bildung, Digitalisierung und Schule waren für dieses Mal unsere absoluten Favoriten. Kein Wunder, waren und sind doch einige der Kolleg/innen seit Jahren in Schul-, Kreis-, Stadtelternbeiräten oder sonstigen sich mit schulischen Fragestellungen beschäftigenden Gremien zugange. Komplett überraschend, wie viele unterschiedliche Institutionen sich mit einer einzigen Institution wie der Schule befassen können - eine versteckte Exponentialfunktion im deutschen Bildungsföderalismus? 

Hierbei stehen geneigten Zuhörer/innen immer wieder die Haare zu Berge, wenn sie sich einen Moment lang vorstellen, wie diese unterschiedlichen Interessengruppen im Bildungssystem ihre durchaus divergenten Meinungen aufeinanderprallen lassen. Um ja nur nicht zu konkret und umsetzungsnah zu werden, könnten höchstfliegende Visionen und Metatheorien über die Entwicklungsperspektiven von Schule, Bildungssystem, Humanität, Demokratie bis hin zum Universum herhalten. Hier liesse sich beliebig die nächsten Jahrzehnte weiterarbeiten, ohne auch nur ein bildungspraktisches Problem gelöst haben zu müssen. Aber ist es das, was speziell auch wir in der DGI wollen?

Wie es scheint, ist zumindest in einigen nicht näher zu bezeichnenden Landkreisen Südhessens Wohl und Wehe des Themas Digitalisierung in der Bildung noch immer engstens mit den entsprechenden Gerätschaften kalifornischer oder koreanischer Hersteller verknüpft. Klingt modern, zukunftsgewandt und überhaupt hip - nur ohne die notwendigen pädagogischen Konzepte. Und was kann Informations- und Medienkompetenz bewirken, wenn noch nicht mal diejenigen hier überzeugend auftreten, die es qua Amt und Funktion eigentlich müssten: wir meinen nicht das sprichwörtlich gewordene Schröder’sche Verdikt vom „faulen Sack“, sondern lebendige und engagierte Lehrer/innen jeglicher Schultypen.

Und andocken liessen sich die Fragen zum Umgang mit Medien und Informationen an vielen Stellen im Curriculum: Deutsch, Geschichte, Fremdsprachen, MINT-Fächer und überhaupt. Irgendwann fällt das hübsche Wort „Spiralcurriculum“ - will heissen: nur keine Eintagsfliegen in Klasse X - sondern Themen auf immer höherem Anspruchsniveau über die gesamte Schulzeit hinweg behandeln.

Klar, es gibt natürlich kilometerweise medienpädagogische Konzepte, Grimme-Institut, Deutsches Kinder- und Jugendfilmzentrum, die Bundeszentrale für politische Bildung, Leibniz-Institut für Wissensmedien, DIPF, das h_da ikum bis hin zu kommerziellen Datenbank-Anbietern wie GENIOS-Schule und wen und was auch sonst noch - aber wie kommen die PS der Konzepte auf das immer wieder so schmale Strässschen des Schulalltags? Die berühmte Physiklehrerin als IT-Beauftragte wird auf Dauer nicht funktionieren. Und neue Berufe wie IT-/Digitalisierungs-Pädagogen? Wir lernen - die besagten Metakonzepte werden das nicht bringen - und dennoch braucht es Visionen für das System Schule, wie es eine Kollegin zusammenfasst.

Transformation des Systems braucht es also, aber wenn ja, wieviele und v.a. welche? Könnte Deutschlands Volks-Philosoph Richard David Precht für Aufklärung sorgen? Und was hat eigentlich der Bologna-Prozess mit dem Ganzen zu tun? Ist der Übergang von der Schule in die Hochschule seitdem einfacher geworden? Und wie könnte eine nachdenkliche Kulturinformatik oder -philosophie der Babyboomer-Generation unter die Arme greifen, die auch zunehmend die Lust am Umgang mit dem Digitalen verlieren?

Ganz zum Schluss aber das Highlight: während wir noch darüber sprechen, wie Film- oder Theateraufführungen rechtssicher archiviert und genutzt werden können - und was Künstliche Intelligenz vielleicht damit zu tun hat - oder künftig haben wird - krabbelt doch wieder sentimental das Analoge aus dem Digitalen. Weniger die ABBAtare sind also das Vorbild für eine gelungene Show, sondern eher die noch echt schweiss-triefenden alten Säcke von den Stones - oder gerne auch mal den Toten Hosen - Hauptsache: Breidenbacher Hof, Hauptsache Düsseldorf!

September 2022

Wieder einmal, woher wissen Sie das eigentlich schon, traf sich ein munteres Kleeblatt im Frankfurter Café Metropol. Zugegeben drinnen, der Herbst schickte seine Vorboten - es regnete und windete zwischendurch unschön. Natürlich waren die Anstrengungen der Bundesregierung wie der deutschen Landesregierungen im Zeitraum von Juni bis August 2022 ein Thema - quer durch Deutschland für 9,- Euro im Monat. So haben wir es zu viert unterschiedlich heftig glühen lassen, das 9,—Euro-Ticket. Eigentlich beachtlich - und Berlin wie Brandenburg waren genauso unter den Zielen wie das Freiburger Hinterland - der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.

À propos grosse Stadt mit „B“: aus dem Blickwinkel von „Provinzlern" eine riesige Ansammlung disfunktionaler Häuserschluchten - da müssen es jetzt noch nicht mal Kreuzberg, Neukölln im Westen oder Marzahn-Hellersdorf im Osten sein. Umgekehrt wird aber auch ein Schuh daraus: ein riesiges Experimentierfeld für alle Formen menschlicher Kreativität, eine Arrival City ohne Limit - mit immer noch unendlich vielen kaum oder nicht sanierten Wohnungen - preisgünstig, aber abgewrackt. Nicht zu vergessen die unerschöpflichen Zitatenschätze der Asterix-Bände (und wenn Sie’s noch anspruchsvoller haben möchten: Wilhelm Busch).

Professioneller wurde es dann aber auch noch: die jährliche DGI-Mitgliederversammlung steht vor der Tür - inklusive vorbereitender Vorstandssitzung. Details ohne Zahl, Besichtigung des Sitzungsraums, wer präsentiert was und wenn ja, wie viele? Welche Projekte stehen in Kürze an - und was machen eigentlich die DGI-Arbeits-, Fach- und Regionalgruppen? Sehr vieles sehr aktiv, wie sich im Gespräch herausstellt.

Und dann noch die alles entscheidende Frage: Möchten Sie nicht (wieder) DGI-Mitglied werden? Denn dann wären Sie bereits am 22. September herzlich zur DGI-Mitgliederversammlung eingeladen - ab 15.30 Uhr in die Evangelische Akademie nach Frankfurt - oder online per ZOOM. 

Oktober 2022

Fünf kleine… - da waren’s nur noch vier! Das Lückenwort hieß diesmal #Cyberclown - seit vergangenem Freitagabend ein heißes Thema für die IT-Interessierten der Republik. Jan Böhmermann enthüllte in der ihm eigenen Art personelle Ungereimtheiten im „Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik“ - nicht brandneu, aber investigativ angereichert wieder auf’s Tapet gehoben. Und gerade in Zeiten wie diesen wären wir doch auf verlässliche IT-Sicherheitsstrukturen angewiesen - bis hin zur nationalen und europäischen Ebene. Und unbestätigten Gerüchten zufolge heißen die von Hackern und anderen Blackhats angegriffenen Organisationen nicht immer Lufthansa, Deutsche Bank oder Landkreis Hutzlingen - um nur mal willkürlich ein paar Namen zu nennen (ohne diese natürlich direkt mit potentiellen oder bereits erfolgten Hackerangriffen in Verbindung bringen zu wollen). Leiter einer Bundesbehörde wie dem BSI sollten demnach weder Gründer bzw. Laudator eines IT-Lobbyvereins sein noch Kontakte zu ehemaligen KGB-Mitarbeitern pflegen. Und so diskutierten wir hinlänglich über die Möglichkeiten einer neuen IT-Sicherheitsarchitektur, die (Un-)Möglichkeit von Cloud-Lösungen und wie immer uns selbst - als DAUs an der anderen Ende des Internets, die häufig genug durch ihr Verhalten erst Hackern die Möglichkeit zu einem erfolgreichen Eindringen in IT-Systeme bieten.

November 2022

Ein quirliges Quartett - und diskussionsfreudig dazu. Bei einer Metropol-typischen kulinarischen Mischung aus modernen hessischen Klassikern und jahreszeitlichen Schmankerln wurden die turbulenten Zeitläufte intensivst analysiert. Hier entging nicht nur den Trendscouts internationaler Think Tanks die eine oder andere Trouvaille, auch Leopoldina, Wirtschaftsweise oder Ethik-Kommission hätten auf profund-argumentative Unterstützung hoffen dürfen. "Hätte, hätte Fahrradkette“ wird als Bonmot in solchen Fällen gerne einem ehemaligen deutschen Finanzminister hanseatischer Herkunft zugeschrieben - und so behalten wir unsere profunden, doch informell produzierten Arbeitsergebnisse einfach mal für uns. Allerdings möchten wir Sie doch mit einigen thematischen Highlights versorgen, die wir mit der notwendigen Sorgfalt, Tiefe wie Breite hin- und her wendeten.

Fast schon unnötig zu erwähnen, dass die Biografie unseres Frankfurter Noch-OB Peter Feldmann wie auch die Chronologie seiner zehnjährigen Amtszeit in der kleinsten Metropole der Welt zur einen oder anderen Spitze Anlass bot.


Atomkraft oder Kernkraft und ihre Berechtigung in Gegenwart und Zukunft, Alternativen hierzu - Geothermie, die Historie der Lieferabhängigkeit Deutschlands von Russland und das (vermeintliche) Schreckensbild Fracking, das Verhältnis der Ukraine zu unserem Land, das Wiedererstarken der Friedensbewegung und nicht zuletzt die Frage, was denn nun das Koblenzer Bundesarchiv mit dem 75-jährigen Jubiläum der DGI im kommenden Jahr zu tun hat und noch haben wird. Und dann noch die „Großkopferten“ im Silicon Valley - Milliardäre, die in ihrem Denken und Wollen unseren begrenzten und gefährdeten Planeten bereits verlassen haben. Transhumanismus, Solutionismus und ähnliches mehr. Dazu passt natürlich auch die aktuelle Diskussion rund um die Übernahme Twitters durch Elon Musk - und die Alternativen dazu, wo es nicht tweetet, sondern trötet - so wie Mastodon.

Und der zugleich unverwüstliche wie leider allzu vergessene Hans Leistikow - und seine Schwester Grete. Beide haben bereits mit Ernst May und Herbert Boehm für das NEUE FRANKFURT gearbeitet - und gottlob nach den Verheerungen des Zweiten Weltkrieges die gestalterische Moderne erneut befördert. Aktuell im Frankfurter Haus am Dom zu sehen, wunderbar kuratiert von Rosi Wesp - u.a. dauerhaft im Frankfurter Dom
 - wie auch in Darmstadt.

Tja - und dann mussten auch etwas Nostalgie und Kulturkritik ihren Platz finden: nicht zuletzt die geöffneten Retro-Archive von ARD und ZDF lassen uns einen Blick auf frühere Debattenkultur werfen - und nicht den schnellen Punkt in irgendeinem Podcast. À propos (positive) Debattenkultur - immer auf der Suche nach dem guten, besseren und noch besseren Argument - darauf legen auch wir ganz besonderen Wert - früher, heute und künftig auch.

ToonCamera 10

Dezember 2022

Eine munter wirbelnde Siebenerschar - welch Reigen an unserem virtuellen DGI-Weihnachtsstammtisch. Und selbstverständlich war die Themenpalette bunt und gut gemischt. Intensiv diskutierten wir die Neuauflage eines Standardwerks unserer Branche: „Grundlagen der Informationswissenschaft“, herausgegeben von Rainer Kuhlen, Dirk Lewandowski, Wolfgang Semar und Christa Womser-Hacker, erschienen zum Nikolaustag 2022 bei deGruyter, Berlin. Auf diesen Stein können wir bauen - und das seit nunmehr 50 Jahren. 1972 erschien das Werk erstmals unter dem Titel „Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation“ - Hammer. Und auch damals mit 652 Seiten nicht gerade schmalbrüstig. Über die Jahrzehnte kamen neue Themen dazu - andere verblassten hingegen - der Lauf der Dinge. Die aktuelle Ausgabe erreicht uns mit mehr als 1.000 Seiten - als gebundenes Werk oder als PDF im OpenAccess. Bliebe die Frage nach der Nutzerfreundlichkeit des Registers - gerade für ein Nachschlagewerk dieser Güteklasse unerlässlich. Hier wurden am Stammtisch doch große Defizite beklagt - eigentlich schade. Liegt es an der Mauerblümchen-Rolle des Indexing im deutschsprachigen Raum? Die Angelsachsen sind uns auch hier mal wieder deutlich voraus. Allerdings nicht die romanischen Länder - hier ist man sich der Sinnhaftigkeit des Indexing kaum bewusst - vielleicht mit Ausnahme Spaniens.

Wir schauten auf die organisatorischen Anstrengungen rund um die Planung der zweitägigen Jubiläumsfeier „75 Jahre DGI“ vom 14.-15. September 2023 in Frankfurt am Main, überlegten uns, was wir von der Deutsche Bahn AG lernen können (oder sie von uns) und würdigten den Musikgeschmack Christian Ehrings, wenn er dieser Tage ins Konzert geht - live und in Farbe in der Tonhalle Düsseldorf.

Vielleicht durfte so kurz vor Weihnachten auch ein Ausflug ins gar nicht mal so verschneite Tokio fehlen - auf ARTE läuft eine wunderbare Dokumentation über die Stadtkultur von morgen - am Beispiel der japanischen Hauptstadt. Dabei wird dort der Begriff des „Ephemeren“ so deutlich, wie vielleicht nirgendwo sonst auf der Welt. Spätestens alle 20-25 Jahre muss vieles von dem vergehen, was einmal stolz als Profanarchitektur errichtet wurde. 


Jahresrückblick 2021

Januar 2021

Der Jahresauftakt - natürlich virtuell - und acht Kolleginnen und Kollegen aus (fast) ganz Deutschland waren dabei. Und es hub wild an - vom fach- wie sachkundigen Umgang mit Informationen, der Rolle der Informationsspezialisten zwischen Rationalisierungskandidaten und Managementberatern, die immer wieder beklagte Zurückhaltung (um nicht zu sagen - Bescheidenheit) der Profession in punkto Selbstvermarktung.

Koalitionen suchen und schliessen - klassisch hehres Ziel wie Aufgabe - und dabei immer wieder zu erleben, wie jede kleine und kleinste Fachgesellschaft ihre Klientel und ihr Stückchen Boden hegt und pflegt. Was ist der Stand der Curriculae, wenn es um die Ausbildung an (Fach-)Hochschulen geht - und können deren Absolventen noch die in sie gesetzten hohen Ansprüche erfüllen? Was trennt eigentlich Information Profis in Spezialbibliotheken von jenen in Unternehmensberatungen? Und haben letztere nicht längst die Definitionsmacht gegenüber dem Top-Management übernommen? Was ist mit dem berüchtigten Buzzword-Bingo? Und wo bleiben eigentlich hehre Ziele wie Quellenkritik oder Informationskompetenz? Fragen über Fragen…

Februar 2021

Im Februar ging es per ZOOM weiter - mit einem glatten Dutzend TeilnehmerInnen - von Berlin quer durch die Republik bis in die Schweizer Hauptstadt. Und die Themenvielfalt war mindestens so immens wie die vor Esprit nur so sprühenden Beiträge der Stammtischler: Überlegungen zu „Hate Speech“ - zusätzlich befeuert von den unsäglichen Vorgängen rund um das US-Kapitol am 6. Januar des Jahres, die (Un-)Möglichkeit, mit Vertretern von Verschwörungsmythen ins Gespräch zu kommen, die unschätzbare Rolle von Qualitätsmedien bei der Verteidigung unserer Demokratie - und die Möglichkeiten der DGI, Journalisten wie Informationsspezialisten in der Ausbildung mit entsprechenden Informationskompetenzen auszurüsten - um nicht zu sagen mit einem ethisch-fundierten „Werkzeugkasten“. Ebenfalls beschäftigten uns Fragen und Erfahrungen rund um Software-Tools bzw. -Plattformen wie Klarso, Meltwater, Echobot oder MeMoNews; dazu spezifischere Anwendungen zur Markt- und Wettbewerbsanalyse wie Digimind. Klar - einen Abend vor der Verkündung weiterer bundesdeutscher Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie fokussierten sich die Gespräche auch auf Aspekte der politischen Kommunikation in den zurückliegenden Monaten der Lockdowns, Teil-Lockdowns und Lockerungen - dazu viel Privates und noch so manches mehr.

März 2021

Angenehm turbulent und gesellig (welch altertümlicher Begriff) ging’s bei der März-Ausgabe unseres vierten virtuellen Frankfurter DGI-Stammtischs zu. Und die Themen waren fürmal so vielfältig wie die Hintergründe der neun Teilnehmer*innen. Da konnten Gesprächsthemen der vergangenen Tage wie „Trouble in Paradise“ - Schlammschlacht rund um den britischen Königshof oder das glatte Parkett des politisch-korrekten Genderns und der Umgang damit durch alte weisse Männer in der SPD nicht wirklich fehlen. Das künftige Berufsbild des „Vereidigten FakeNews-Produzenten“ wurde kompetent umrissen und auch fachlich mal kurz eine kleine virtuelle Stippvisite in der virtuellen Stippvisite nach Regensburg zur diesjährigen ISI2021 abgestattet. Und natürlich wollen wir auch bei der ganzen Virtualität gut aussehen - vor der Webcam. Nur gar nicht so einfach, auf einem seit Monaten leergefegten Markt noch eine bezahlbare zu bekommen. DataScience, OpenScience wie OpenAccess wurden von offenen Geistern diskutiert - und ein Ausblick auf die schon absehbare Neuauflage des Handbuchs der Informationswissenschaft erörtert. Natürlich dürfen auch an einem Stammtisch die historischen Reminiszenzen der alten weissen Männer und weisen Damen nicht zu kurz kommen: Unmengen historischen Materials sind in einem hinlänglich bekannten Büro in Karlsruhe in den nächsten Monaten noch zu sichten, währenddessen Dutzende gebundener Jahrgänge der Nachrichten für Dokumentation ihren Aufenthaltsort innerhalb des Rhein-Main-Gebiets wechselten. Nicht zuletzt konnte die Mär nicht glaubhaft entkräftet werden, dass es an einem Freitagnachmittag in grauer Vorzeit in einem Firmenarchiv im Frankfurter Bahnhofsviertel einen Vorfall gab, anlässlich dessen sich der Hauptwasserhahn entschloss, doch zumindest einmal in seinem Leben den angestammten Platz explosionsartig zu verlassen und damit seiner elementar wichtigen Funktion verlustig zu gehen. Mit Nichtwissen bestritten wird allerdings hartnäckig, dass dabei auch nur einer Archivalie ein Blatt gekrümmt worden sei. 

April 2021

Ist neun eine Glückszahl? Auf jeden Fall, wenn wir da mal kurz an die Teilnehmerzahl am virtuellen Stammtisch im April denken. Neue frische wie erfrischende Gedanken sprühten aus der deutschen Haupt- wie der Schweizer Bundes-, der Frankfurter Partner- Leipzig, der badischen Fächer-, der niederrheinischen Gross-, dem pfälzischen Neu-, der deutschen Banken- wie dem großherzoglichen Darmstadt. Von Informationsspezialisten als Managementberatern, der Selbstvermarktungskompetenz der „Big Five“, der Bedeutung von Orientierungswissen und dem Megathema KOMMUNIKATION. Aber wie kommunizieren? 

Tut’s die elektronische Depesche oder müssen es doch Social Media oder Messenger sein? Was und wie lesen eigentlich (Top-)Manager? Und wie ist deren Aufmerksamkeitsspanne? Analog jener des „Greatest POTUS ever“ oder doch ähnlich jener erwachsener und des Lesens kundiger Menschen? Und wie muss Information gelabelt werden, damit sie Erfolg hat? 

Hier hilft einmal mehr das Stöbern in verstaubten Folianten weiter. „Die Glaubwürdigkeit technisch-wissenschaftlicher Information“, einst vom VDI publiziert, könnte solch eine Trouvaille sein. 

Oder braucht die Fachinformation aktive Influencer? Und könnte das nicht Rezo für uns erledigen? Nicht so, dass die altehrwürdige DGI respektive DGD nicht bereits solch analoge Influencer hervorgebracht hätte.

Und was könnten wir dabei vom 180-Sekunden-Science Slam lernen? Und - darauf legte unser Vizepräsident auch dieses Mal wert - „Gesellschaft, wie hältst Du’s mit der Informationskompetenz?“ Das, wenn wir wüssten. Oder hört sich „Information Literacy“ besser und „even sexier“ an? Und auch der öffentliche Sektor hat hier ein längst vergessenes Buzzword für sich gepachtet - „Public Sector Information“ - (PSI) für die Liebhaber von anonymen Akronymen. 

Aber - alle unter uns sollten auf die Absatzseite des Marktes blicken und die Kundenerwartungen (über-)erfüllen - Kano-San lässt grüssen - also die Informationsrezipienten taxieren? Oder waren es doch Taxonomien? 

Im Dunst der letzten Zigarette und des letzten Tropfens Bordeaux wurde aber letztlich klar - die meisten Güter sind toll, wenn nur der Zugang zu ihrem Genusse leicht fällt (Open Access). Aber wo bliebe da der Duft der klassischen Bibliotheken - der Duft des Analogen?

Mai 2021

Wieder mal im Quartett - eine bekannte wie eingeübte Form der DGI-Stammtisch-Combo. Und dieses Mal wurde es richtig international - vielleicht nicht in bezug auf die Herkunft der Beteiligten - aber auf deren berufliche Wirkungsstätten. Bis ins liebliche Südtirol wanderten Gedanken, Gespräche und Reminiszenzen, es kamen aber auch Einsätze in den damals neuen Bundesländern kurz nach der Wende zur Sprache, die ohne den selbstlos-verlässlichen Einsatz eines Renault R4 nie und nimmer geglückt wären.

Selbstverständlich kam auch die grosse Politik nicht zu kurz - in diesen Tagen und Wochen haben wir alle viel Gelegenheit, die Spitzenkandidat*innen der Parteien in Film, Funk und Fernsehen verfolgen zu dürfen - so jüngst die Bündnis 90/Grünen-Co-Vorsitzende Annalena Baerbock im ZDF.

Aber auch Fachthemen wie das Wirken und Schaffen in deutschen wie europäischen (Fach-/Uni-)Bibliotheken kamen zu ihrem Recht - und so ganz nebenbei wurde auch herausragenden Persönlichkeiten mit merkwürdigen Hobbies gedacht: wie dem Archetypus des schwäbischen Spätzlezählers. 

Anregungen für künftige DGI-Arbeit gab es aber ebenfalls - der "Iconic Turn" - will heissen: Hinwenden der Informationsrezeption vom Text zum (Bewegt-)Bild und die Aussichten von klassischen Bibliothekssammlungen im Digitalen Zeitalter. Jetzt sagen Sie also nicht, wir hätten an diesem Stammtisch nur wirr geredet und zuviel getrunken:) Gerne verweisen wir in diesem Zusammenhang auch noch auf einen nicht nur der christlichen Ökumene verpflichteten Beitrag Umberto Ecos - mit ganz irdischen Konsequenzen. 

Und das krönende Motto des Abends: „Man muss auch mal was sein lassen können!“ 

Juni 2021

„An Tagen wie diesen“ sind wir im Juni als Sextett in unseren monatlichen ZOOM-Stammtisch gestartet. 

Das Wetter war heiter bis cumulus-wolkig, selbst lokale Gewitterzellen dräuten mit Entladung und so war es mehr als gut und sinnvoll, einen gelernten Meteorologen und Jurymitglied von „Jugend forscht“ unter den Teilnehmer*innen zu wissen. Klimagase, Erderwärmung? „Alles nur Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand?“ Mitnichten - spielt doch gerade CO2 laut Einschätzung fast sämtlicher massgeblicher Klimaforscher trotz seines geringen Anteils an der Atmosphäre von 0,04 Volumenprozent eine bedeutende und vor allem langanhaltende Rolle bei der kontinuierlichen Aufheizung unseres Heimatplaneten. 

Fast ein bisschen verwegen, der Sprung vom Klima hin zu bedeutenden Wirtschaftskriminellen unserer Zeit, die sich in erklecklichem Masse an Banken und Staat bereichert, dabei aber durchaus gute Laune verbreitet haben? Aber was hilft’s, so war es halt. Manfred Schmider von FlowTex, Dr. Jürgen Schneider, Herr über Sanierungsprojekte von Berlin, Leipzig, Frankfurt am Main bis München - die Linie liesse sich abendfüllend verlängern bis zu den Cum-/Ex-Geschäften unserer Tage.

Aber das Thema „FakeNews, Echokammern und Filterblasen“ zog sich einmal mehr wie ein grauer Faden durch den Abend und brachte die Stammtisch-Crew zum Nachdenken über den Umgang mit dem Themenkomplex: Es wurde klar, dass sich einige DGI-Mitglieder inzwischen aufgemacht haben, eine Arbeitsgruppe zu diesen demokratiefeindlichen Entwicklungen zu etablieren und dabei sind, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Dabei wird es auch darauf ankommen, Vertreter*innen unterschiedlicher Disziplinen mit deren spezifischem Blick auf das Forschungsfeld einzubinden - (Ir)Ratio + Sinne.

Schnell - und hier fiel der Hops deutlich kürzer aus - kamen Überlegungen auf, inwiefern auch Absolventen der aktuellen informationswissenschaftlichen Studiengänge aufgrund sich ändernder Curriculae (E-Mail-Marketing vs. Retrieval-Grundlagen) noch in der Lage sein werden, ihre Informations- und Medienkompetenz zu entwickeln und für Gesellschaft wie Unternehmen fruchtbar machen zu können. Für diesen Transfer sollten fundiertere Kenntnisse der deutschen Sprache kein ausgesprochener Hinderungsgrund sein. Und auch der Umgang mit Ontologien, Thesauri oder anderen Formen kontrollierter Vokabulare sollte nicht bereits im Vorhinein in Bausch und Bogen abgetan werden. Das gilt übrigens auch und gerade für KI und deren Weiterentwicklung - es muss ja nicht gleich der Austausch kompletter Gedächtnisinhalte sein - Arnold S. in „Total Recall“ lässt grüssen, „Hasta la vista, Baby! 

Die menschliche Intelligenz (und vor allem Emotionalität) ist bei hoffentlich bald wieder möglichen Grossereignissen wie Karneval, Fasching oder Fastnacht gefragt - zu letzterer fanden sich empirisch vorbelastete Herrschaften, die bereits zu Studienzeiten jeden Quadratzentimeter der Mainzer Altstadt vermessen und dabei das Angebot jeder noch so unscheinbar oder versteckten Bier- und Weinkneipe professionell verkostet hatten. Legendäre Namen fielen - „Zur Andau“ oder „(Weinstube zum) Bacchus“, dessen legendäre langjährige Wirtin Betty sel. A. schon als Mensch gewordenes Synonym für die Meenzer Gastfreundschaft galt.

Juli 2021

Juli - eigentlich mal ein traditioneller Ferienmonat - aber was heisst das schon in Zeiten der Pandemie? Zu fünft sind wir den Stammtisch angegangen und von Beginn an in einem furiosen Tempo.

So galt es, die Kerntugend (heute wohl als USP bekannt) von Archivaren und Bibliothekaren zu identifizieren - das war gar nicht so schwer: die Leidensfähigkeit. Damit lässt sich auch wunderbar der Schutzpatron aller Bibliophilen und Sammelwütigen bedruckten Papieres einbinden, der Heilige Laurentius, vulgo Lorenz.

Und es ging wie im Fluge weiter auf den Schwingen der Erinnerungen, Anekdoten und hie’ und da vielleicht auch der klitzekleinen Ausmalungen - zurück in jene Zeiten, als sich (ober-)italienische Städte als Hort europäischer Kultur etablierten und den Ländereien des vom 30-jährigen Krieg verwüsteten Restkontinents mal so richtig zeigten, wie Kultur und Geschichtsschreibung funktionieren - und mit dieser Verschriftlichungskultur ein (hoffentlich) auch künftig unauslöschbares Gedächtnis unserer Zivilisation schufen.

Überhaupt: der bayerisch-italienische Kriseninterventionismus im Bibliothekswesen funktioniert ausgezeichnet - schön, dass wir in diesem Kontext unseren italienischen Nachbarn ein klein wenig für ihre jahrhundertelangen Bemühungen um unser gemeinsames schriftliches Gedächtnis zurückgeben können.

Die Rolle Pietro Bembos als Mitschöpfer der modernen italienischen Sprache war uns ebenso einige Aperçus wert wie die historischen Vorläufer moderner Social Media-Kanäle - die Jahresendbriefe.

Aber es wurde natürlich auch fachlicher: von der besonderen Bedeutung des Sammelns von Websites und -Publikationen über den historischen Wert des Aachener Internationalen Zeitungsmuseums beim Wiederaufbau von im Krieg verloren gegangener Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek, der Rolle der Landesarchivgesetzgebung dabei bis zur Ignoranz des Gesetzgebers aller Ebenen, leichtfertig mit relevanten Archivalien umzugehen - ein Graus. Dabei fallen die allermeisten Dokumente des öffentlichen Sektors nolens volens dem Ofen oder der Recycling-Anlage anheim.

Und überhaupt - die Unkultur des Ephemeren - ein Graus für unsereiner. Zum wiederholten Male beklagten wir nicht nur, dass Gruner + Jahr in Hamburg eines der wichtigsten Pressearchive unter europäischer Sonne zum Ende des Jahres auflösen wird, sondern diese Bestände bereits jetzt wie Sauerbier in den einschlägigen Medien anbieten muss.

Statt dass sich ein Richard Branson, Elon Musk oder Jeff Bezos dieses Prachtstück eines Archivs einfach mal für einen Appel und Ei als kulturelle Morgengabe gönnten, fiebern die Herrschaften lieber einem kleinen Weltraumausflug entgegen, der ihnen zu ihrer Superiorität auch noch das Gefühl der Schwerelosigkeit vermittelt. Dabei gehört Ihnen bereits heute ein gutes Stück der Welt - oder doch?

Dabei lässt sich dem Gefühl wunderbarer Schwerelosigkeit doch auch in unseren Gefilden nachspüren - ganz bodenständig, aber in Urlaubsstimmung. Wir empfehlen für diesen Sommer die heimische Ostsee - gerne auch die Insel Rügen - Gute Erholung!

September 2021

Und wieder einmal wird am virtuellen September-Stammtisch schnell mal der TimeTunnel aufgebaut - es geht zurück in Zeit und Raum ins lombardische Pavia an die hiesige Universität, ihren Palazzo Centrale - die grosse Aula und Papst Pius V. und den Seinen ins Jahr 1570. Was hat unsere Kultur dieser Periode der Wiedergeburt antiker Vorbilder nicht alles zu verdanken? Ja - selbst Fragen der allgegenwärtigen Informationskompetenz wurden damals schon hin und her und wieder zurück gewälzt. 

Wie kommen wir jetzt umstandslos zu Schnaken und ihren Umtrieben? Ach ja, das schwül-warme Wetter in Pavia mit allerlei unerquicklich-flatternd-summenden Begleiterscheinungen und ein Hotelzimmer (mit allerdings stabilem WLAN). Hinzu kommt, dass die fliegenden Plagegeister inzwischen Verstärkung aus tropischen Gefilden unseres blauen Planeten bekommen - und sei’s die Tigermücke. Die ist aber nicht nur bis Pavia, sondern auch schon ins heimische Bensheim vorgestossen - und sei’s rund ums renommierte Weingut Götzinger. 

In diese beschaulichen Zeiten passt nicht nur ein schöner Riesling, sondern auch die akustische Reminiszenz an Opern, Operetten und allerlei andere Klassik aus „Herr Sanders öffnet seinen Schallplattenschrank“ - ein absoluter Hörfunk-Strassenfeger in 529 Folgen. 

Und es soll bald aus dem Berufsleben scheidende Kollegen geben, die rund um ihren Schreibtisch ein qualitätsvolles Facharchiv aufgebaut haben, das jenes mancher Fachgesellschaft weit in den Schatten stellt. Schön, wenn dieses Sammelgut dereinst nicht in Container oder Reisswolf verschwindet, sondern den liebevollen Händen historisch-interessierter Zeitgenossen sich anverwandelt. 

Aber so kurz vor der Bundestagswahl kam auch der hart aber faire politische Schlagabtausch nicht zu kurz. Meinungsforschungsinstitute jeglicher Couleur haben hier eine gute Chance verpasst, kompetentes wie diskussionsstarkes Fachpersonal zu rekrutieren. Da ging es um Schnellbräuner, Hufeisentheorie, die Rolle der Medien im Vorfeld der Wahl und um die Zukunft unseres politischen Systems; darunter tat es die Runde nun wirklich nicht :)

Aber auch der zu diesem Zeitpunkt noch bestreikte Bahnkonzern geriet in den Fokus der illustren Runde: deren Innovationscampus 4.0 galt einigen der Kolleg/innen als nachgerade vorbildlich für die Weiterentwicklung unserer häufig doch so überschaubaren Kreativität - inklusive eines standardisierten Video-Studios zur Optimierung jeglicher (Selbst-) Darstellungskompetenz.

Bei unserem geliebten staatlichen Mobilitätskonzern sind so unglaubliche Geräte entstanden wie der geländegängige autonome Böschungsmäher, der jedes noch so gefrässige und geländegängige Schaf weit in den Schatten stellt. 

Überhaupt - ob Kreativität, Out-of-the-Box-Denken oder gar die Philosophen unserer Zeit - der Esprit in der Runde sprühte und befeuerte die Phantasie, dass es eine wahre Freude war.

Fazit: so muss ein Stammtisch sein - gerne mehr davon - für dieses Mal als Sextett in wechselnder Besetzung.

2021-09-12 TOD F-Römerberg

Justitia krönt den Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Frankfurter Römerberg


Oktober 2021

So richtig gemütlich war’s am Oktober-Stammtisch nicht - natürlich nur rein meteorologisch betrachtet. Dieser Missstand wurde jedoch durch die zwischenmenschliche Wärme, welche die sechs KollegInnen verströmten, mehr als wettgemacht. 

Und auch dieses Mal war das diskutierte Themenspektrum wieder mehr als breit gefächert: von den künftigen Plänen rund um das Filmmuseum Düsseldorf (sehr zu empfehlen aktuell die Ausstellung „Christoph Schlingensief: Projektionen - mit einem fotografischen Blick auf das Werk des viel zu früh verstorbenen Ausnahmekünstlers von Eckhard Kuchenbecker) über die Nachlese zur Bundestagswahl vom 26. September bis hin zu den Meriten, die sich unsere traditionsbewusste Fachgesellschaft mit der Digitalisierung ihrer Fachzeitschrift vielleicht dereinst einmal erworben haben wird - und das war natürlich längst nicht alles. 

Wie kommt eigentlich der Strom für die künftige Energieversorgung Deutschlands von Nord nach Süd und welche Rolle spielen dabei die rund um die bestehenden AKWs verbauten Stromtrassen? Wie lassen sich Planungsprozesse allgemein beschleunigen und wer schleppt eigentlich die Photovoltaik-Zellen auf die Dächer der Grossstädter? Und wenn ja, wieviele? 

Und könnte man nicht eigentlich die Verpackungsfolien der Christo’schen „l’empaquetage“ des Pariser Arc de Triomphe nach der allfälligen „désempaquetage“ energetisch wieder nutzbar machen? Und wenn es nur rein ideell wäre - Kunst in Folien? Mit einem Ausblick auf das DGI-Forum am 28. und 29. Oktober verabschiedete sich die Equipe „noir/rouge/d’or“ für dieses Mal von Kamera und Mikrofon - „Merci mille fois à ceux qui ont consacré son esprit à cette soirée fabuleuse“. 

2021-09-09 Frankfurt am Main-Maintor

Frankfurt, die kleinste Metropole der Welt, begrüsst seine Gäste auf der Hibbdebacher Seite - am Maintor


Dezember 2021

Wir trafen uns virtuell zum Advents-Stammtisch - mit ausgewählten Weinen und noch viel mehr vorweihnachtlichen Emotionen. Sieben Kolleg/innen an der Zahl - bis in die Hauptstadt reichte mal wieder das Kabel unserer ZOOM-Sitzung. Bereits eine Woche vorher trafen sich einige aus der Runde (und noch viele mehr) bei der diesjährigen DGI-Mitgliederversammlung - erste Gelegenheit zu einem „Nachklapp“. 

Wie schaut die künftige Arbeit im frisch gewählten Vorstand der DGI aus - welche Aufgaben gilt es anzugehen und welche Strategien sollten entwickelt werden? Und da wartet einiges auf uns: Kommunikation nach innen wie nach aussen auffrischen, weiter an Inhalt und Image des / der Berufsbilder feilen, Bildungsthemen in den verschiedenen Altersgruppen stärker in den Fokus nehmen, die Zersplitterung unserer Gesellschaft von der informationspraktischen wie -theoretischen Seite angehen und bearbeiten und vieles mehr. Und direkt schaden kann es auch nicht, wenn sich unsere Mitglieder wieder mehr für „ihre“ DGI engagieren.

In knapp zwei Jahren steuern wir zudem auf ein halb-rundes Jubiläum zu - die ersten 75 Jahre DGD/DGI. Eine lange Zeit in der Vereins- und Verbandsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Und mit dieser Zeit ist untrennbar unsere Fachzeitschrift Nachrichten für Dokumentation (NfD) bzw. IWP - Zeitschrift für Informationswissenschaft und -praxis verbunden: hierzu wartet auf unsere Mitgliedschaft bald ein ganz besonderes Schmankerl.

Aber auch die tägliche Redaktionsarbeit an der IWP lädt den Kolleginnen einige Mühe auf - die Zeiten, in denen Redaktionen von Fachverlagen auch klassischer Redaktions- wie Lektorats-Arbeit nachgegangen sind, scheinen längst der Vergangenheit anzugehören.

Aber wir wollen nicht nur über die Qualität unserer „Leisten“ schwärmen oder klagen - bei solcherart Expertise am Stammtisch dürfen natürlich auch die grossen Zukunftsfragen nicht fehlen: wie hältst Du’s mit der Mobilität? - wäre eine davon. So unterquert seit kurzem die Karlsruher Innenstadt eine U-Bahn - Ende der todesmutigen Überquerung der Kaiserstrasse und die grosse Freude, mal wieder nicht unter die Räder der Trambahn geraten zu sein. Hier ist nun Platz für Strassenkunst und -Künstler im besten Sinne. Und U-Bahn-fahren ist schön und angenehm, wenn man denn vorher die Informationskompetenz zum Lösen eines Fahrscheins mitgebracht hat.

Auch in unserer kleinsten Metropole der Welt werden gar tieffliegende Pläne zum Ausbau des U-Bahn-Netzes gewälzt - wenn dabei mal nicht die Vegetation ganzer Parkanlagen das Krepeln anfängt. Und erst in der immer jungen Stadt mit „D“ am Niederrhein.

Und irgendwie müssen wir ja auch zu unseren Vergnügungen gelangen - da war und ist der ÖPNV einfach unschlagbar. So hatten alle etwas beizutragen - Karnevals- bzw. Fastnachtsgegner wie -Enthusiasten - und entsprechende Erlebnisse entlang der Rheinschiene und auch in Klaa-Paris. 

Architektonische Kleinode wie die sehr übersichtlichen Schottergärten, deren sinnfreie Anlage und Co-Nutzungsmöglichkeiten wurden genauso detailreich erörtert wie das kumulative System der deutschen Rentenversicherung und deren privatwirtschaftliche Supplements. Ki und deren Verwiesensein auf perfekte Datenqualität ebenso wie die Vorteile von Wikipedia gegenüber klassischen Nachschlagewerken.


Jahresrückblick 2020 ⏎

Das neue Jahrzehnt begann überschaubar mit und für ein Terzett am Stammtisch - besinnlich, nachdenklich - und wie immer ohne Scheu auch vor den innovativsten Varianten von Weltinterpretation. Die Weltläufte hatten denn auch einen schweren Stand - das gerade erst gekürte Unwort des Jahres, „Klimahysterie“, wurde nicht nur semantisch, dekonstruktivistisch, semiotisch und inhärent dadaistisch interpretiert - natürlich bekamen auch die handelnden Figuren - fast täglich in die Öffentlichkeit und die sozialen Medien gezerrt - zwischen ICE, Segelboot und UN-Vollversammlung ihr Fett weg. Und dann erst die dräuende Mobilitätswende - saubere Luft - aber leere Fabrikhallen. Was kann da schon moderne Akku-Forschung im Kampf mit den ehernen Grundsätzen der Thermodynamik ausrichten - vielleicht werden die künftigen Batterien nur noch aus den komplexen Bestandteilen des Ozeanwassers gewonnen? Und dann eine scharfe Kehrtwende nach links: über die unglaublichen Survival-Strategien ehemaliger Stalinist*innen - und was wir daraus in unseren Tagen lernen können. Und - eine historisch gefärbte Replik auf das unsägliche Treiben der Truppen des Deutschen Reichs auf unserem südlichen Nachbarkontinent während der Kolonialzeit - und was davon noch übrig ist: realiter und in unseren Köpfen. Versöhnlich dann noch der Ausklang mit Ausblick auf das anrollende Beethoven-Jahr: ein Wahnsinnskomponist war er schon - und inspirierend dazu allemal. Nicht nur für einen legendären Frankfurter Chor - mit der 7. Sinfonie und der Messe in C-Dur.

Februar 2020

Im Februar - der heftige Sturm „Sabine“ hatte kurz zuvor in der Nachbarschaft einen Kranausleger auf’s Domdach krachen lassen - befasste sich ein dynamisch-rochierendes Quartett mit den Zeitläuften zwischen AWO-Skandalen in Wiesbaden und Frankfurt, dem grassierenden Coronavirus und dessen pandemischem Potential sowie den aktuellen Führungsentwicklungen in deutschen wie europäischen Grossunternehmen. Abermals spannend hierbei, wie es einzelnen Personen in einer Organisation gelingen kann, ihr narzisstisch-destruktives Potential auszuspielen und damit nicht nur den Erfolg einzelner Unternehmensbereiche sondern auch jenen der gesamten Institution in Frage zu stellen. Spannend auch der Erfahrungsaustausch zum Thema „Bezugsquellen für hochwertige Weine“, frei nach dem Motto: „Es gibt sie noch, die guten (Wein)Händler.“ Fürwahr - zwischen Darmstadt, Frankfurt und Mannheim tummeln sich immer wieder vinophile Zeitgenossen, die es verstehen, wunderbare Kreszenzen zu entdecken, einzukaufen und uns als Weinamateure damit zu erfreuen. Vielleicht lohnt also doch der Weg zur nächsten grossen Weinmesse im März - der Prowein in Düsseldorf um dort eigene Erfahrungen zu machen?

März 2020

Märzenzeit - Frühlingszeit? Nachdem auch die Düsseldorfer Prowein, die Frankfurter Light + Building und viele weitere Messen rund um den Globus abgesagt wurden, drängte sich Sars CoV2 - wenn auch nur virtuell - in unsere dreiköpfige Stammtischrunde. So werden sich gelernte Ärzte in Unternehmen darauf einstellen müssen, ihren weissen Kittel wieder aus dem Schrank zu holen, ähnliches gilt für Sanitätspersonal im allgemeinen. Abteilungen werden räumlich getrennt - all' das als Teile einer unternehmensweiten Krisenintervention. Albert Camus und dessen „La Peste“ aus den Jahren 1947/48 kamen uns in den Sinn - und was der Kampf seines Helden Dr. Bernard Rieux mit jenem unserer heutigen Virologen und Epidemiologen zu tun hat. Die Ereignisse der kommenden Wochen werden uns alle lehren, unser tägliches Handeln zu befragen, das Wesen exponentieller Entwicklungen zu verstehen und uns ein Stück weit in die unvermeidlichen Entscheidungen unserer Politiker zu fügen.

September 2020

Nach einer länglichen Coronapause starteten wir im September wieder mit unserem Frankfurter DGI-Stammtisch - ganz vorsichtig zu zweit - zahlreiche Kolleg*innen entschuldigten sich bedauernd. Das war natürlich schade - aber Hauptsache, es ging wieder los. Und es war ein wirklich unterhaltsamer Abend. Wir konnten vollkommen neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Vespinae sammeln, insbesondere im Hinblick auf deren Flug-, Angriffs- und Futterverhalten. So kamen auf unserer Seite u.a. selbstgemixte Desinfektionssprays auf Spiritus-Basis als Mittel der Selbstverteidigung zum Einsatz. Aber natürlich gab es auch über die mannigfaltigen Erfahrungen während der Corona-Pandemie und Arbeiten im Homeoffice zu berichten, über mehr oder weniger gelungene Videokonferenzen, die eingesetzten Plattformen und andere Infrastrukturfragen mehr. Die grosse und kleine Weltpolitik war Gesprächsthema - wie auch die für Ende Oktober geplanten DGI-Praxistage 2020 #dgipt20, die gesammelten Erfahrungen früherer Berufsausbildungen (insbesondere beim überbetrieblichen Unterricht), Ausbildungsangebote deutscher (Fach-)Hochschulen - und das aktuelle Mobilitätsangebot des RMV.

Dezember 2020

Im Dezember erlebten acht TeilnehmerInnen die Premiere des 1. Virtuellen Frankfurter DGI-Stammtischs. Per ZOOM wurden Tücken von Patentrecherchen, die Zukunft von Wirtschaftsinformationen, Corona Task Forces, Freud und Leid von Halb- und Total Lockdowns, Reisewünsche in die nahe oder weitere Umgebung, der Kern informationeller Selbstbestimmung - und die technischen Herausforderungen von USB-Surfsticks verhandelt. Auch die Rolle des Wissensmanagements in inhabergeführten Unternehmen beschäftigte die Runde. Geographisch reichten die Wohnorte der KollegInnen von Berlin-Tempelhof bis an die Pfälzer Weinstrasse.

2020-12-08 Stilleben


Jahresrückblick 2019 ⏎

Zum Jahresauftakt fand sich ein fideles Terzett zusammen, das gesundheitlich mal mehr oder weniger angeschlagen das neue Jahr begonnen hatte. Hier schlossen sich gleich Erinnerungen an die gute alte Hausarztzeit an - Hausbesuche inklusive. Ein Problem v.a. im ländlichen Bereich. Aber Esprit und Diskussionsfreude waren schon wieder auf gewohnt hohem Niveau. Von rechtlichen Rahmenbedingungen freiberuflicher Infobroker (Werkvertrag vs. Dienstleistungsvertrag) über die Segnungen amerikanischer Streaming-Dienste wie Netflix bis hin zur Vorreiterrolle von Amazon bei der Kundenorientierung im Handel gab es ein mehr als breites Spektrum zu erörtern. Berufliche Erfahrungen in der Gastronomie der 70er Jahre, die Perspektiven regionaler Online-Marktplätze und das neue Bedürfnis nach Heimat waren weitere Themen in der Runde - häufig mussten zur Orientierung Esels- oder Entenbrücken herhalten, um sich im Themendschungel immer wieder zurechtzufinden - auch beim Zitieren klassischen Liedguts oder ebensolcher Gedichte. Aber auch beim Umschiffen interkultureller Klippen und Fettnäpfchen können solche Brücken enorm hilfreich sein.

Der Februartermin fiel leider aufgrund gesundheitlich-kommunikativer Abstimmungsprobleme ins Wasser - sorry dafür.

März 2019

Nein, keine Iden des März - ganz im Gegenteil.

Ein munteres Septett mit Gästen u.a. aus der Hauptstadt, Mannheim und München - und eine vielfältige Themenpalette.

So läuft aktuell in Frankfurt der DGI-Zertifikatslehrgang „Informationsassistenz“ - TeilnehmerInnen werden hier fit gemacht in mannigfaltigen Recherchestrategien, -Quellen, Einsatz von Fachdatenbanken, kontrollierten Vokabularen, Thesauri und vielen weiteren Informationswerkzeugen. So kann auch die formale Erfassung unterschiedlicher Gesichtscrèmes eine wirkliche Herausforderung sein. 

Nicht zuletzt gewinnen selbst diese Info-Profis, die ja i.d.R. bereits aus der Berufspraxis kommen, einen zusätzlichen Schub an Informationskompetenz und Quellenkenntnis. Die mag Ihnen auch im Umgang mit den schon sprichwörtlichen Echokammern, Filterblasen und „Fake News“ eine wertvolle Stütze sein. Und das Thema „Fake News“ bzw. Qualitätsjournalismus war in Teilen der Runde durchaus umstritten. So hat hier der Fall „Claas Relotius“ beim Nachrichtenmagazin Spiegel seine unguten Nachwirkungen hinterlassen. 

Und über die aktuelle Tizian-Ausstellung im Frankfurter Städel und das Café im Liebighaus mit seiner wunderbaren Skulpturen- und Plastiken-Sammlung - auch antiken - wurden schnell mal theoretische und praktische Qualitätsmassstäbe entwickelt, um auch 16-Jährigen adoleszenten Jungs die Schönheit antiker Philosophie und Gottesbeweisen kristallklar vor Augen zu führen. 

Allerdings stiess der Vorschlag, die platonischen „Sokrates-Dialoge“ und deren Suche nach Unterscheidung von Meinung und Wahrheit, der Suche nach Mut, dem richtigen Leben, den Göttern usw. in die Erziehungspraxis einzuführen doch auf einige Skepsis. 

Aber vielleicht braucht die aktuelle Jugend doch eher bewegte Bilder, um Lehrinhalte aufzunehmen? 

Hier mussten die Stammtischler zugeben, dass einst auch in ihrem Leben cineastische oder frühe TV-Erlebnisse bleibende Spuren im Langzeitgedächtnis hinterlassen haben. 

Und - wie sonst in diesen Tagen - der Brexit und dessen Folgen für das Vereinigte Königreich, die EU und die Welt - da konnten die beiden Kollegen aus Fernsehen und Print natürlich treffliche Beiträge liefern.

Sie sehen - es war auch dieses Mal alles andere als langweilig - und nebenbei spannend und lehrreich.

April 2019

Im April dann ein aufgewecktes Quartett - und die Themenpalette war wieder einmal sehr bunt. Von MOOCs und anderen zeitgeistigen Akronymen über die Bedeutung von semantischen Netzen in Zeiten Big Datas, das Weiterleben von Thesauri, kontrollierten Vokabularen und Ontologien bis hin zur Bedeutung unseres und anderer Berufsverbände in Zeiten von Individualisierung und Verdichtung der Arbeitsinhalte. Kann das Format einer „Bunten Illustrierte“ die Mitglieder auf eine ganz neue Art informieren und stimulieren - und vielleicht auch unterhalten? Können zwei aktuell nicht immer ganz marktfitte deutsche Grossbanken zusammen einen schlagkräftigen Champion ergeben und was macht eigentlich die Entmaterialisierung von Erlebnissen mit uns und unserem Empfinden? 

Haben traditionelle Branchen wie Banken und Bonitätsauskünfte in der Zukunft überhaupt noch eine Daseinsberechtigung oder spielt sich die Verwertung unseres Datenlebens dann sowieso nur noch bei Amazon, Alibaba und Google ab? Und - ganz wichtig . wie viel Nähe ermöglicht, erlaubt oder verunmöglicht gar den Aufbau gedeihlicher Vertrauensbeziehungen in Gastronomie, Hotellerie und Handel? Viele spannende Fragen - und viele Versuche der aufschlussreichen Antworten.

Mai 2019

Als Quartett traf sich die Stammtischrunde auch im Mai - und natürlich ging es wieder einmal um hochaktuelle Themen wie Digitalisierung in allen ihren möglichen Facetten - Tags darauf stand der Hessische Digitalkongress in Frankfurt ins Haus. Und das Langzeitthema Wissensmanagement - ein verdienter Kollege scheidet in absehbarer Zeit aus dem Berufsleben aus und es ist bis heute noch nicht so ganz klar, wie sein Unternehmen mit dessen „tacit knowledge“ umgehen wird.

Musik lag und liegt nicht nur in der Luft, sondern bereichert zu jeder Zeit und in allen (Stimm-)Lagen auch unser Leben - solo, im Chor oder beim Instrumentenspiel - und natürlich auch in Gestalt grosser Orchester. Und kann natürlich in der kleinsten Hütte stattfinden - womit wir elegant den Bogen zur architektonischen Moderne rund um „Tiny Houses“, „Microlofts“ und Pariser Mini-Appartments geschlagen hätten - hier bereitete uns das 100 jährige Bauhausjubiläum die Bühne.

Und es gab auch wieder viel Neues aus und um die DGI zu berichten - bei diesem Thema ist natürlich immer etwas los.

Ein zweites und: Uns Daheimgebliebenen gefielen die Schilderungen besonders gut, wie der Namen der neuen japanischen Regierungsepoche, nämlich der Reiwa-Zeit, kürzlich in Tokio zustande kam, verkündet wurde und sich diplomatische Corps und sämtliche Experten überhaupt keinen Reim auf dessen Bedeutung machen konnten. Und natürlich die Abdankungszeremonie Kaiser Akihitos und seiner Gemahlin - ein Fundus an semiotischen Vexierspielen - Umberto Eco selig hätte seine grosse Freude daran gehabt.  

2019 Cucina delle Grazie Gastraum

Cucina delle Grazie - wie bei „Mamma"

Juni 2019

Im Juni dann zwischen Wäldchestag, letzten Pfingstausflügen, ersten Urlaubsreisen und EM-Qualifikation leider kein Stammtisch.

Juli 2019

Ein glücklich-diskussionsfreudiges Kleeblatt traf sich dann nach allerlei Urlaubserfahrungen in Nah und Fern zum Juli-Stammtisch. Ob es um Nachverdichtung im Wohnungsbestand ging - gerade in Frankfurt lassen sich ja mustergültige Beispiele hierfür finden - um Überregulierungen im Baurecht, Warmwasseranlagen, die nur gesundes Nass spenden sollen, Überlegungen zur Genese der Bundestagsparteien, dem persönlichen Sternzeichen mit korrektem Aszendenten für ein glückliches Leben oder die Rolle von Ontologien und Thesauri im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz einerseits und Praxisrelevanz andererseits - für alle war etwas dabei. Und natürlich durften auch Rückblenden in die persönliche Vergangenheit nicht fehlen: von der Lieblingsmusik, Rolle der eigenen Familien in weniger freien Perioden Deutschlands bis hin zu Vater-Tochter bzw. Sohn-Mutter-Aufstellungen war die Themenpalette bunt und bunter - und so muss es ja auch sein.

August 2019

Und das Kleeblatt fand sich auch in alternativer Besetzung im August wieder zusammen. Für einmal (Scherz!) ging es ernst zu: Was hat es eigentlich mit dem magischen Fachkräftemangel auf sich - könnte es vielleicht sein, dass Unternehmen nur vergessen haben, dass Anforderungsprofile nicht reine Wunschkonzerte und MitarbeiterInnen grundsätzlich bildbar sind? Und der nahende Brexit? Sind denn alle Sicherungen in UK durchgebrannt oder gibt es noch ein paar Besonnene? Und was passiert nach Halloween? Und wie ergeht es eigentlich internationalen Beratungsunternehmen? Und lohnt es sich, am 1. November in London zu sein? Und was tut eigentlich die Arbeitsagentur für’s Matching der ihr Anvertrauten mit dem Arbeitsmarkt? Und wie hübsch gestaltet sich die Flora ihrer Weiterbildungsofferten im Vergleich zu jener des „freien Marktes“? Und semantische Netze und Ontologien, sie kommen uns in (fast) jeder Lebenslage in die Quere oder zupass. Und Adornos 50. Todestag - mit einer komplett überfüllten Evangelischen Akademie und einem anschliessenden Ausweichquartier im METROPOL. Und was verbindet eigentlich Peter Behrens mit Darmstadt und Frankfurt? Und ersetzen jetzt wirklich schon Nationalfahnen die traditionellen Badetücher, wenn es um die begehrtesten Liegen am Pool oder Strand geht?

September 2019

Im September ein diskussionsfreudiges Trio - ein wichtiges Thema: das bevorstehende DGI-Forum Wittenberg zum Thema „Künstliche Intelligenz“. Praktiker und Theoretiker aus Informationsmanagement und -wissenschaft werden bei der hochkarätigen Veranstaltung zu Wort kommen. Aber es wurde auch Bedauern über die Ende des Jahres bevorstehende Auflösung des IK (Informations- und Kommunikationsring der Finanzdienstleister e.V.) - nach fast 50-jähriger Tätigkeit - geäussert. Auch der Organisator des Stammtisches hatte in den 90er Jahren die Ehre und Freude, dem Vorstand und verschiedenen Arbeitsgruppen des IK anzugehören. Und immer wieder ein Thema: die Verflachung der Rolle von Fachinformation in den Unternehmen unterschiedlicher Branchen - von Banken bis zur Chemie oder Pharmazie. Mehr oder weniger gelungenes Change Management spielt auch in diesem Kontext eine herausragende Rolle. Und private Themen kamen auch nicht zu kurz: die Pflegesituation Angehöriger, die Bedeutung von Protestparteien in unserer aktuellen Politik u.v.m.

November 2019

Der Oktober-Stammtisch musste leider kurzfristig ausfallen - nicht so der Nachfolger im November. Sieben Kolleginnen und Kollegen diskutierten wieder über alle möglichen und unmöglichen Themen, darunter die Segnungen „historischer“ Programmiersprachen und was das Lateinische zu deren Verständnis beitragen kann. Von (Web-)Datenbanken, https-Verbindungen und den Tücken von Java. Die Nöte der Information Professionals in der Chemieindustrie kamen ebenso zur Sprache wie die Vorzüge von Notfallplänen, die dem Top-Management vielleicht doch noch klarmachen können, welchen betriebswirtschaftlich relevanten Schatz sie gerade im Begriff sind, mit den nächsten Change-Plänen zu versenken. Überhaupt wurde auch wieder über die zunehmende Rolle von Irrationalität bei unternehmerischen Entscheidungen diskutiert (viele dachten bis dato, das sei ein Privileg der Politik).

Dezember 2019

Und zum Jahresabschluss im Dezember stand für einmal auch die Musik metaphorisch Pate: Gloria Gaynor als Queen des Phillysound und ihr „Reach out - I’ll be there“ - ein Motto, dass uns alle immer wieder am Stammtisch verbindet. Das Quartett diskutierte munter die Ergebnisse des GfWM-Knowledge Camps in Berlin und was andere Fachgesellschaften von diesem Beispiel lernen könnten. Fliessende, agile Veranstaltungsformate in überraschenden Umgebungen, die den Teilnehmern eigene Gestaltungsräume eröffnen und zu überraschenden inhaltlichen Ergebnissen führen können. Die abendlichen kulinarischen Genüsse gaben dann Anlass, den Aromen des Maghreb und noch ferneren Weltgegenden nachzuspüren. Und natürlich sassen auch stellvertretend für das ganze Paralleluniversum der eigenen gefühlten Wahrheiten mindestens die Herren Trump und Johnson mit am Tisch. Aber auch die Vertreter des ökonomischen Neoliberalismus, die schon einige Jahrzehnte vor den beiden genannten Herren die Chance hatten und v.a. auch ergriffen, in ihren Ländern die Sozialsysteme nachhaltig zu ruinieren. Sie sehen, die Themenpalette fiel durchaus nachdenklich-kontrovers aus - aber so sind wir halt :)


Jahresrückblick 2018

Das neue Jahr 2018 begrüsste ein übersichtliches Duett: Strukturfragen im Bankenbereich waren ebenso Thema wie die Wertigkeit von Auslandskorrespondenten in den ARD-Landesanstalten, die Wohnsituation in der Hauptstadt und die Frage nach dem heutigen Bildungsideal. Sollten es immer noch Cäsars „De Bello Gallico“ und die klassisch-griechischen Tragödien im Original sein - oder doch eher eine neusprachlich orientierte Ausbildung, die ganz andere, digitale Lernformen integrieren könnte? Auch die Bildungsbeflissenheit vieler iranischer Zuwanderer wurde positiv diskutiert - ohne hier eine abschliessende Festlegung zu treffen. Welcher Voraussetzungen bedarf die möglichst reibungslose Integration unserer neuen Mitbürger - und was können wir als „Arrival Country“ im Sinne Doug Saunders dafür tun?

Februar 2018

Gibt es eigentlich zweiblättrige Kleeblätter? Wie auch immer - dual ging’s auch dieses Mal zu - und wunderbar fidel - die Ideen sprühten nur so. Von der segensreichen Wirkung der Gesellschaft für Vernetztes Denken und Komplexitätsmanagement oder auch der GIZ über die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Informations- und Wissensmanagement, von neuen beruflichen Plänen, die auch im vorgerückten Alter unbedingt umgesetzt werden sollten bis hin zu Macht und Ohnmacht des Instituts - der Oase des Scheiterns - einer hübschen Satire auf die professionelle, völkerverständigende Arbeit der Goethe-Institute im Ausland.

Im März hingegen schlug die immer noch grassierende Grippewelle inklusive ihrer Randerscheinungen sowohl bei vielen Stammtisch-Interessenten als auch dem Veranstalter zu - leider musste der Stammtisch für dieses Mal ausfallen. Nochmals vielen Dank für Ihr Verständnis.

April 2018

Der April weiss zwar häufig nicht so recht, was er will - ganz anders die vier munter plaudernden Kolleginnen und Kollegen an unserem Stammtisch. Wieder einmal war das fernöstliche Japan Gesprächsthema - eine Kollegin packte gerade schon die Koffer. Gottlob spät genug, um nicht von den ver.di-Streiks am Frankfurter Flughafen betroffen zu sein - gute Reise und tolle Erfahrungen. Aber auch unsere hiesige Wirtschaft geriet in den Fokus: die Diskussionen um die geplanten Neubesetzungen der CEOs bei den beiden DAX-Unternehmen Deutsche Bank und Volkswagen boten Anlass zu Repliken auf die eigene Berufsbiographie und Erlebnisse in den ausdifferenzierten Hierarchien von Konzernen. Der (deutsche) Einzelhandel wiederum kämpft seit langem mit Konzernen der ganz besonderen Art: Amazon, eBay, Zalando, Otto & Co. Da sind Initiativen gefragt, die Kaufkraft in die Region zurückholen und stationären Handel mit Online verbinden können. Am Frankfurter Flughafen ist ein solches Projekt gerade in Planung. Aber auch klassisch-dokumentarisch-bibliothekarische Themen wie Thesauri und deren Aktualisierung, Ontologien oder die Vermittlung von Online-Recherche-Kenntnissen an fachfremde KollegInnen wurden intensiv beleuchtet und diskutiert. Spannend, dass es auch hier eine Art von Kondratieff-Zyklen zu beobachten gibt. Insgesamt eine tolle Einstimmung auf den anderntags stattfindenden Digitalkongress im Kap Europa.

Mai 2018

Im Mai ein munteres Duett, das sich später noch zu einem Terzett erweiterte. Von den Aufgaben professioneller Medienbeobachtung, des Einsatzes ebenso professioneller IT-Tools und den Segnungen pseudo-agiler Organisationen wurde ein breiter Bogen zu den aktuellen Diskussionen rund um die Führungsfähigkeiten deutscher Konzernchefs geschlagen - natürlich immer mit entsprechendem Respekt und Würdigen der jeweiligen individuellen Spitzenleistungen der Unternehmenslenker - Achtung: Ironieverdacht! Die Segnungen mehrerer Flughäfen in Grossstädten waren Thema - und was dies mit dem Baufortschritt des neuen Berliner Airports BER zu tun haben könnte. Kreditkarten-Bonusprogramme, die Gelegenheit zum Entdecken grossartiger Hotels ermöglichen und über das Leben im alten West- und neuen Gesamt-Berlin - und den Reiz des 11. und 12. Pariser Arrondissements u.v.m.

Juni 2018

Die erste frühsommerliche Hitze hinter sich lassend war es dem Terzett am Stammtisch angenehm temperiert zumute und die Gespräche bewegten sich rund um die Vorzüge des neuen Bauens, die Kunst der vertikalen und horizontalen Nachverdichtung, um die Authentizität der restaurierten Frankfurter Altstadt, die verspielte Postmoderne und den Beginn des Rheingaus am Frankfurter Lohrberg (nicht sehr spannend als Lage, aber ein schönes Mitbringsel). Wir haben uns dabei sehr über den Besuch einer Kölner Kollegin gefreut, die geschäftlich in Frankfurt zugange war. Da lagen natürlich kulturell-komparative Betrachtungen von Katholizismus und Protestantismus, von Karneval auf der einen und Fassnacht auf der anderen Seite nahe und auch die Volksseele der beiden Städte wurde ausgiebig analysiert („Gern mach’ ich’s net, abber ich mach’s Ihne’“ im Vergleich zu „Trink noch eene mit…“). Ganz nebenbei wurde den Einheimischen dabei klar, dass die Distanz zwischen Frankfurt und Offenbach von aussen betrachtet längst nicht so gross erscheint wie jene zwischen Köln und dem nämlichen Dorf Richtung Niederrhein, dessen Namen mir jetzt partout nicht einfallen will. Besinnlich wurde es dann im Hinblick auf verborgene Details von Familienbiographien und dem Umgang mit den Ältesten in Familie und Gesellschaft. Ein (nach)denkenswerter Abend - vielen Dank.

Juli 2018

Im Juli trafen sich sechs Kolleginnen und Kollegen vor dem ganz grossen und schon lange ersehnten Sommerregen. Spannend ging’s her - über Künstliche Intelligenz und deren Zusammenspiel mit Captchas, über den Stand des Wissensmanagements im Allgemeinen und im Finanzdienstleistungsbereich im Besonderen, agile Schildkröten und disruptive Start-Ups, die teilrestaurierte Frankfurter Altstadt, Vorbereitungen zu den DGI-Praxistagen im November und als ganz grosses Thema - die Erziehung zur Demokratiefähigkeit. Und fast hätten wir noch die FIFA-WM 2018 und deren Langzeitfolgen vergessen und den Umgang auch seriöser Medien mit Katastrophenberichterstattungen. Und wie ist das eigentlich mit jungen Leuten, die keine Zeitung mehr lesen, kein Fernsehen schauen und keine Qualitätssender im Radio mehr hören? Wie schauen deren Echokammern, Filterblasen und Nachrichtenströme aus? Ist denn vielleicht nur noch das interessant, was deren Kontakte und die Influencer in den Social Media-Kanälen gerade interessiert?

© Dina Bott / Bearbeitung: Michael Borchardt

August 2018

August - wildes Treiben auf dem Domplatz am Vorabend von Mariä Himmelfahrt - er wimmelt von Touristen mit Selfie-Sticks oder ohne.

Wir geniessen im Sextett den lauen Sommerabend im Freien, erwehren uns der Wespen mittels ein paar Melisseblättern und lassen nicht nur die Highlights der für das deutsche Team nicht ganz so erfolgreichen Fussball-WM Revue passieren, sondern sondieren tiefgründig und ausdauernd die philosophischen Erkenntnisse unserer aktuellen, bereits angejahrten oder auch schon verflossenen Fussballgrössen - und alles andere ist sowieso „primär“, wie der unvergessene Hans Krankl die seinen vor dem legendären WM-Spiel 1978 in Córdoba ein- und aufpeitschte - leider mit dem bekannten Erfolg. 

Immer wieder wurde nachträglich der 80. Geburtstag (nein, kein Schreibfehler) einer lieben Kollegin und Freundin begangen, das Hohelied auf den Zwergpudel an sich, seine Tapferkeit und dessen segensreiche Wirkungen auf Allergiker gesungen und der Stand der Business Intelligence im allgemeinen wie im branchenspezifischen erläutert. Über die Recherche in Zeiten des Prä-Internets und der non-mobilen Telephonie, wo hie und da nebst Festnetztelefon auch noch der gute alte VHS-Recorder als Rechercheinstrument herhalten musste. 

Über die Rekonstruktionsartisten der neuen Frankfurter Altstadt, die schier endlosen Ausmasse von 7.000 Quadratmetern und die vermeintliche Aufenthaltsqualität am Hühnermarkt inmitten sich kreuzender Reisegruppen (vgl. hierzu das Getümmel bei „Asterix und die Goten“, zweite deutsche Übersetzung, S.44-45, Egmont-Verlag, Stuttgart, 1970) - um noch gar nicht auf die gelungensten Präsentationsarten von Octopoda zu sprechen zu kommen - s.o. 

Und natürlich der geheime Rat von Goethe, dessen Tante Johanna Melber im nunmehr historisch nachempfundenen oder auch „schöpferischen Neubau“ (FAZ) Haus „Junger Esslinger“, Hinter dem Lämmchen 2, wohnte. Sie wurde nicht zuletzt dank Goethes „Dichtung und Wahrheit“ bekannt. Uns interessierte an diesem Abend aber eher der grosse Durst des Dichterfürsten - wir sprachen von sechs Flaschen Wein (nicht in der Woche), über die damaligen Herstellungsmethoden, den Alkoholgehalt des Weins und die historisch verbürgte Ungeniessbarkeit des Brunnenwassers. Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde nicht zuletzt die Tradition des Frankfurter „Wasserhäuschens“ hierdurch begründet.  

Frankfurter Altstadt - Hühnermarkt mit Friedrich-Stoltze-Denkmal

September 2018

9/11 - das Datum gibt dem Quartett am Stammtisch Anlass zum Sinnieren. Wie hat sich die Welt seitdem verändert, wie unser eigener Blick auf bislang sicher Geglaubtes, wie auf die immer noch unterschiedlichen Mentalitäten in Ost und West - Deutschland und Europa? Stoff für aktuelle Serienformate wie Tom Clancy’s Jack Ryan auf Amazon, aber auch für immer wieder neuerliches Infragestellen alter Gewissheiten. 

Aber natürlich gab es auch viel zu Lachen (oder doch zum Schmunzeln) - über die alltäglichen Besonderheiten bei der Nutzung der Deutschen Bahn, über kleine, aber wendige regionale Bahnanbieter, über das grosse Vergnügen, kein eigenes Auto mehr zu besitzen oder die Annehmlichkeiten, sich einem Privatchauffeur anvertrauen zu dürfen.

Natürlich darf die alte Systemfrage auch nicht fehlen - am Mittwochabend unserer Zeit steht mal wieder eine Apple-Keynote an. Lohnt sich noch ein Blick darauf, nachdem Steve Jobs die Anstrengungen der Seinen nur noch von Wolke sieben aus verfolgen kann? Wie lange bleibt ein Mac-Rechner jung, wann kann man einen Windows-PC wegschmeissen? Die Ergonomie der Mac-Software trumpft gegenüber ihren Windows-Pendants - und selbst betagte MacBooks lassen sich noch mit neuem Akku oder schneller SSD auf-/nachrüsten - hier ein klares Meinungspatt am Tisch.

Und fachlich wurde es dann auch noch: was unterscheidet eigentlich die Expertise von Human Ressources (HR)-Profis von jener der Infoprofis? Wer hat den praller gefüllten Werkzeugkasten, wenn es ums altvertraute Thema Wissensmanagement geht? Hier haben die KollegInnen aus dem HR-Bereich längst die Aufmerksamkeit des Top-Managements für sich gewonnen, während der Bereich Informations- oder Wissensmanagement eher als zusätzlicher Kostenfaktor betrachtet wird, der sich kontinuierlich für seine Existenz rechtfertigen muss. Auf Verbandsebene geht die DGI dieses Thema durch neue Kooperationen mit anderen Verbänden an - aber wie verfahren auf Unternehmensebene? „Einfach“ die Seiten ins HR-Fach wechseln?

„Body of Knowledge“ des spanischen Künstlers Jaume Plensa, Uni-Campus Westend, Frankfurt am Main

Oktober 2018

Der Oktober zeigte sich von seiner goldenen Seite - wir konnten als Terzett den munteren Abend weitgehend draussen verbringen. Die Frankfurter Buchmesse warf ganz klar ihre Schatten voraus, gilt diese allgemein doch als weltweit bedeutendste Veranstaltung rund ums Thema Buch; eine Erkenntnis, die so nicht bis in alle internationalen Unternehmenszentralen durchgedrungen sein muss - zumal, wenn es sich hier auch noch um Anbieter von Fachinformationen handelt. Diese tummeln sich wie gewohnt in der Halle 4.2 - so auch die DGI zum wiederholten Mal auf einem Gemeinschaftsstand mit unserem Partner Erwin König vom Wiesbadener B.I.T.-Verlag. 

Natürlich werden die Themen „Fake News“, Künstliche Intelligenz und die permanente Veränderung der Berufsbilder der Information Professionals genau so auf der Themenliste der Messe stehen wie der sinnvolle Einsatz von digitalen Equipments in Unterricht und weiterführender Ausbildung. Denn, auch hier war sich das Kleeblatt einig, der kontinuierliche Verlust profunder Schul- und Allgemeinbildung lässt sich nicht durch den ziel- und planlosen Einsatz digitaler Gadgets kompensieren. Genau dies scheint aber der Kern der aktuellen Strategie in Bundespolitik und zahlreichen Ländern zu sein: hohe Investitionen in Tablets & Co. - und der Bildungserfolg ist garantiert. Bildungsforscher, Philosophen und Mediziner - um hier mit Manfred Spitzer und Julian Nida-Rümelin nur zwei zu nennen, argumentieren seit Jahren gegen diese Digitalisierungswut - und die neuesten PISA-Ergebnisse geben ihnen Recht.

Cucina delle Grazie, Frankfurt am Main

November 2018

Im November ein sehr agiler „Zweizeller“, der weit in die Vergangenheit der DGI bzw. DGD schaute, neben den zurückliegenden DGI-Praxistagen zum Thema „Künstliche Intelligenz, Algorithmen und Mining-Technologien“ die Gegenwart unseres Verbandes beleuchtete und sehr spannende Perspektiven für die Zukunft entwarf. Viel Diskussionsstoff - DGI-intern wie auch -extern.

Cucina delle Grazie, Frankfurt am Main

Dezember 2018

Vorweihnachtliche Stimmung am Dezember-Stammtisch: fünf besinnlich-vergnügte KollegInnen beugten sich - zumindest perspektivisch - über den gemeinsamen Berufsverband DGI: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der ersten 70 Jahre flossen so geschwind und kreativ ineinander über, dass Betrachtern eigentlich keine Bange um das weitere Gedeihen der DGI haben mussten. 

Von Umfragen, Möglichkeiten der weiteren inhaltlichen Beteiligung der Mitglieder, Verbinden von traditionellen Themen mit solchen wie Künstlicher Intelligenz und Robotik, angepassten pädagogischen Konzepten, Technikfolgen-Abschätzung u.v.a.m. bis hin zu weiteren Kooperationen mit anderen inhaltsähnlichen Verbänden bzw. Vereinen und dem Wunsch, das know how der zahlreichen Studierenden in den Info-Disziplinen stärker einzubinden, war (fast) alles darunter. 

Dazu grundsätzliche Betrachtungen über Körpersprache und den engen Kontakt zwischen Restaurant und Gästen - ob vertraut oder als Premiere. 

Da sollten wir in Ruhe und Zuversicht auf Weihnachten und das neue Jahr 2019 schauen können.


Jahresrückblick 2017

Im Dezember und zum Jahresstart 2017 traute Runden, in denen wir viel Gelegenheit hatten, sowohl über Persönliches als auch über aktuelle Verbands- und Unternehmensentwicklungen zu diskutieren.

Sie sehen, wir scheuen an unserem Stammtisch weder Hölzchen noch Stöckchen und stürzen uns zuweilen auch sehr tief(gründelnd) in die Diskussionen.

Februar 2017

Im Februar dann ein literarisch-diskussionsfreudiges Quartett mit einer hübschen Mischung aus Wissenschaft und Praxis. Von der Sehnsucht nach vertiefter Erkenntnis multivariater Analyseverfahren und den sie begleitenden Zeitgenossen über die Notwendigkeit, sich moderner Kommunikationsmedien nicht nur zu bedienen, sondern nachgerade emanzipatorisch anzueignen (oder eben auch nicht) bis hin zu Volkszählungen und den modernen multinationalen Datenkraken und deren Lust, grosse Datenseen aufzustauen. Und immer wieder die grosse Frage: was hat das alles mit uns und der Rolle der DGI zu tun?

März 2017

Die Märzausgabe des Stammtischs prägte ein dreiblättriges Kleeblatt - engagiert diskutierend über die kontinuierlichen baulichen Veränderungen Frankfurts, das architektonische Erbe aus der Moderne der 20er (Ernst May) wie der Postmoderne der 80er und 90er Jahre. Die Frage, wohin interessierte Besucher der Stadt zu führen seien, bedurfte ein paar Momente des Nachsinnens. Frankfurt erschliesst sich neben Opernplatz, Museumsufer, Dom usw. sicherlich nicht auf den ersten Blick: manchmal müssen es auch ungewöhnliche Orte sein - wie zum Beispiel nächtliche U-Bahn-Stationen oder die weiter um sich greifenden Hochhausareale. Beide sind natürlich auch fotografisch hochinteressant. Und schwuppdiwupp waren wir bei Hochhaussuiten in New York, Preisen von 100 Millionen Dollar und der weltweiten Immobilienspekulation. Von superreichen Scheichs mit Porsche-Sammlungen und bodenständigen deutschen Milliardären, von Bill Gates und der Möglichkeit, mit Stiftungen Gutes zu bewirken. Von Beratungs- und Coachingprojekten, wie auch diese Klientel persönliches Glück suchen und auch finden kann. Darüber hinaus drehten sich die Gespräche um die inhaltliche (Weiter-)Entwicklung der DGI und ihre mögliche neue Rolle als Lotse im Dschungel all’ der digitalen Alltagskompetenzen, die man/frau jetzt und künftig brauchen, um nicht als analoges Relikt aus vergangenen Zeiten abgehängt, sozial isoliert und diskreditiert zu werden. Von Kooperationen mit anderen Disziplinen und thematischer Durchlässigkeit. Von Verbindung der MINT-Disziplinen mit den Geisteswissenschaften usw. usw.

Im April musste der Organisator leider krankheitsbedingt passen.

Mai 2017

Der Wonnemonat brachte ein wunderschönes Sextett am Stammtisch zusammen - eine hübsche und spannende Mischung aus Aktiven und Ruheständlern - eine Erkenntnis des Abends: die Zeiten mögen sich ändern, die Bezeichnungen der Aufgaben und Herausforderungen auch. Allein: die Inhalte gleichen sich häufig wie das berühmte Ei dem anderen. Auch wurde die Hilfsbereitschaft der New Yorker Apple Store-Mitarbeiter gerühmt - die sich sogar um eine deutsche Samsung-Kundin kümmerten, deren Handy-Antiquität von Speicherballast entrümpelt werden musste. Und die Frage, warum es in den USA eigentlich keine Prepaid-Karten gibt, dafür aber Manhattan im Dauerstau steckt? Die Anfang Juni bevorstehenden DGI-Vorstandswahlen waren Thema - aber auch die Internationalität der Sprachschüler in der spanischen Hauptstadt. Die Rolle des Weins bei der Behandlung grippaler Infekte („die Menge macht’s - je mehr, desto besser!“) rückte ebenso ins Licht wie die Aufs und Abs einer manisch-depressiven Persönlichkeit - und eine Autobiographie darüber. Was weiss die FritzBox über das Party-Leben unserer Kinder? Und überhaupt die (fast) alles entscheidende Frage: Gibt es auf den Hauptversammlungen deutscher Aktiengesellschaften eigentlich noch die guten Würstchen mit Kartoffelsalat?

Juni 2017

Im Juni unterhielten wir uns zu fünft neben den jüngsten Ereignissen rund um die Neuwahl des DGI-Vorstands über aktuelle Fragen, Sorgen und Nöte der Information Professionals. Die derzeitige Rolle und Bedeutung des Knowledge Managements in Unternehmen wurde durchaus kontrovers diskutiert. In der Vergangenheit häufig durch IT-lastige Projekte vorbelastet oder gar „verbrannt“ bleibt der Begriff doch als zentrales Paradigma bestehen, wenn es um die (Fach-) Informationsversorgung im Unternehmen geht. Der einzelne Information Professional wiederum nimmt dabei als Gatekeeper ebenfalls eine zentrale Rolle ein: er/sie entscheidet nämlich darüber, welche Informationen ins Unternehmen gelangen und häufig auch, wie diese in der Organisation verteilt werden. Allerdings wurde allenthalben auch ein Dilemma konstatiert: mehr oder weniger geprägt von je aktuellen Managementmoden bzw. Buzzwords nimmt das Thema Knowledge Management (gerne auch in seiner deutschsprachigen Ausgestaltung Wissensmanagement) in den Führungsetagen zur Zeit nur eine marginale Rolle ein. So sei es häufig die klassische „Lähmschicht“ in den Unternehmen, sprich die Führungsebenen unterhalb der Unternehmensleitung, deren mangelnde Unterstützung den Aufbau eines strukturierten Knowledge Managements erschwerten oder gar verhinderten. Diese Strukturen liessen sich demzufolge häufig in Grossunternehmen aus Industrie und Dienstleistungen antreffen. Aber auch „schlanker“ aufgestellte Unternehmensberatungen, so die ergänzende Diskussion, welche sich ja eigentlich im Kern (auch) mit der systematischen internen Weitergabe und Bewahrung von „Best Practice“- oder „Lessons Learned“-Beispielen beschäftigen sollten, scheitern hier häufig aufgrund falsch verstandener Anreizsysteme und beschränktem Silodenken. Der Schritt, sich von diesen Erkenntnissen ausgehend ganz allgemein mit einer Pathologie von Organisationen zu beschäftigen, ist also nur ein kleiner. Aber es wurden auch wirklich ernsthafte Fragen und Probleme gewälzt: hält die Akustik der neuen Hamburger Elbphilharmonie die in sie gesetzten grossen Erwartungen oder müsste man sich nicht viel eher den Feuilletonisten aus dem zentralen und südlichen Binnenland anschliessen, die bei ersten Konzerten eine nicht unerhebliche Härte des Klangs herausgehört haben wollen? Und was machen wir mit unseren schwarzen Schätzchen - sprich Vinylplatten? Es muss vor deren Neueinsatz eine Plattenreinigungsmaschine her. Und dann? Ob „Phonosuper SK4“ von Hans Gugelot und Dieter Rams, vulgo: Schneewittchensarg oder halbtonnenschwere Plattendreher zum Preis eines Mittelklassewagens - der Tonabnehmer muss fit sein und sich in seinem Gehäus’ auch geometrisch wohlfühlen.

Juli 2017

Eine Verschnaufpause legte der Hochsommer im Juli ein - ein wiederum frisch zusammengewürfeltes Sextett beschäftigte sich mit professionellen Fragestellungen rund um aktuelle Online-Recherchemöglichkeiten bzw. Auswahl der verwendeten Datenbankanbieter, wir sprachen über die „Angst des Beraters“ vor dem fehlenden fixen Büroarbeitsplatz, ästhetische Qualitäten unserer Arbeitsumgebung, den Segnungen öffentlicher Bibliotheken und ihrer architektonischen Besonderheiten und dem „cultural clash“, der bei Begegnungen zwischen Europäern und Japanern wie anderen ostasiatischen Kulturen rasch einmal entstehen kann. Physikern soll demzufolge nach einer nicht-empirischen Untersuchung der Erwerb der asiatischen Sprachen besonders entgegenkommen. Aber die Faszination der Kulturen füreinander ist eindeutig beidseitig: während wir als Europäer speziell in Japan gerne in sehr grosse Fettnäpfe treten, führen uns japanische Besucher gekonnt ihre Kenntnisse europäischer und speziell deutscher Kultur vor. Das Highlight einer zufälligen Begegnung des Autors am Frankfurter Goethe-Haus: eine Reisebus-Besatzung von annähernd 50 Japanern intoniert text- und melodeisicher das Heidenröslein - eine Erfahrung fast schon wie von einem anderen Stern. 

August 2017

Ob der Wetterfrosch im August alles unter Kontrolle hatte, mag sich das Terzett am Stammtisch gefragt haben. Der guten Stimmung tat das gemischte Wetter jedenfalls keinen Abbruch. „Wie geht das eigentlich, das Research-Interview?“, fragten wir uns und - „Wo liegen die Unterschiede zwischen Informations- und Knowledge-Managern?“  Alles nur eine Frage der (gewollten) Hierarchie - oder steckt mehr dahinter? Können Beratungsunternehmen familienfreundlich sein und was bringt das Outsourcing von Research-Leistungen? Besuchen auch Sie gerne IT-Messen? Und verfolgen auch Sie mit mehr oder weniger ausgeprägtem Unverständnis die dort häufig geführten glanzlosen Beratungsgespräche? Wo liegt der Benefit solcher Veranstaltungen und wer hört hier wem (nicht) zu? Waren Zugreisen in den sechziger Jahren spannender als heute? Zumindest wenn sie in die damalige Sowjetunion nach Leningrad und Moskau führten?

September 2017

September - häufig noch ein lauschiger Altweibersommer (ist das noch PC ?) mit schönen warmen Abenden; für dieses Mal aber waren Regen und starker Wind angesagt. In der Cucina dann trocken, heimelig und gemütlich wie immer. Und das Start-Quintett, das später noch zum Sextett mutierte, hatte einen spannenden wie sehr fidelen und kurzweiligen Abend. Thematisch müssen akribisches Informationsmanagement und die Liebe zum fernen Osten, v.a. zu Japan, eng zusammenhängen. So berichtete ein Kollege von seinem Studienaufenthalt in Tokio, einer formierten und dabei trotz aller internationaler Einbindung immer noch autarken Gesellschaft, von den kleinen aber feinen Unterschieden der Frauen- und Männersprache und von Japan als Land der mannigfaltigen Verfeinerungen: ob im Handwerk, in der Gastronomie oder Mode - Einflüsse aus China und Korea werden dort bis auf den heutigen Tag aufgenommen und in eine landeseigene Differenzierungsmaschine übertragen. Die Ergebnisse sind häufig verblüffend und lassen uns staunen - über das Mass an kulturell-schöpferischer Energie, welches Tradition mit der Moderne so ganz selbstverständlich zusammenbringt - Bonsai und Hightech, Shinto-Glauben und dynamische Exportstärke. Und wo wir schon mal im fernen Osten waren - auch die Eigenheiten koreanischer Unternehmensführung in Deutschland, der im Land tief verwurzelte Schamanismus und die überraschenden olfaktorischen Parallelen von Kimchi und Handkäs’ waren uns einer intensiven Erörterung wert. Übrigens - wer behauptet, das papierlose Büro (bzw. in unserem Fall Archiv) sei längst schon Realität, irrt gewaltig: nicht nur unsere tierischen Freunde mannigfacher Gestalt lieben den Duft (und Geschmack) von Papier - auch und gerade in Redaktionen wird gerne noch auf den klassischen Informationsträger zurückgegriffen - und es als angenehm empfunden, mit bedrucktem Papier seine Informationsbedürfnisse zu stillen. Natürlich durfte auch die Diskussion des Spektakels rund um die erfolgreiche Entschärfung einer 1,8-Tonnen schweren Luftmine aus dem zweiten Weltkrieg nicht fehlen, die in den ersten Septembertagen nicht nur in Frankfurt, sondern europa- und gar weltweit für Schlagzeilen sorgte. Rund 70.000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen und durften Frankfurt einen Sonntag lang einmal ganz anders erleben. Und für die Nicht-Evakuierten hiess es: an Radio und Fernsehen dranbleiben, Zeitzeugen zu lauschen und spannende filmische Impressionen nicht nur der im Krieg zerbombten Frankfurter Altstadt zu erleben - ein Hoch auch auf die journalistischen Ad hoc-Leistungen an diesem Tag. Ganz anders als die Verfechter der Parole von der angeblichen Lügenpresse und Fake News. Die stammtischlich versammelte Expertise arbeitete ganz klar heraus, dass die Historie der Zeitungsente (also Fake News) eine sehr lange und der Umgang damit auch in früheren Zeiten nicht immer vorbildlich war. Ebenfalls lohnt es sich gerade im Luther-Jahr, den Komplex der „Geschichts-Klitterung“ einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Und welche Rolle dabei die Allmacht von Google als universeller Search Engine spielt, die das Unmögliche bei den Rechercheerwartungen zum Standard werden lässt usw. 

Oktober 2017

Im Oktober versammelte sich ein dynamisches Kleeblatt - mal drei-, mal vier- oder fünfblättrig. Inhaltliche Schwerpunkte des Abends waren u.a. die zurückliegende Bundestagswahl, aber natürlich auch die bevorstehende Frankfurter Buchmesse. Datenbank-Frühstücke, Vernetzung, Steilvorlagen, journalistisch sauberes Arbeiten, charmante Autogrammjäger, die DGI-Standbetreuung u.v.m. regten die Diskussionsfreude der TeilnehmerInnen an. Und warum fällt es eigentlich so schwer, Information Specialists für eine renommierte Frankfurter Unternehmensberatung zu finden? Und welche Rolle spielen dabei die dezimierten bzw. bereits geschlossenen Fachbereiche an Fachhochschulen, die jahrzehntelang eben diese Information Specialists ausgebildet und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt haben? Zudem auf der Suche nach unserer Lieblingsstadt in Europa - Frankfurt - klar - die kleinste Metropole der Welt - hat viele Annehmlichkeiten zu bieten und wächst und wächst und wächst. Athen; auf der Suche nach dem wahren Leben jenseits aller Beschränkungen des EU-Rettungsschirms, London - so gehetzt, so unentspannt - et finalement - Paris. Trotz Ausnahmezustands und zahlreicher Anschläge - wir hätten die Fortsetzung des Stammtischs auch in den iCE/TGV nach Paris-Est verlegen können; allerdings hätte der letzte durchgehende Zug des Tages bereits um 18:58 Uhr den Frankfurter Hauptbahnhof verlassen.

November 2017

Novembermontag - grau, diesig, nicht wirklich romantisch - freilich nur, solange das Kleeblatt die Cucina betreten, Platz genommen und sich in Gespräche über ferne Landschaften versenkt hatte. Und hier war wirklich (fast) alles vertreten: von Sizilien, einem wahrhaftigen Reiseschriftsteller, der Anmut des schneebedeckten Aetna, einem wunderbaren Hotel mit historischem Kreuzgang und der weiblichen Fahrleidenschaft auf Siziliens Strassen, ein kleiner Schwenk in den fernen Osten - nach Tokio, Kyoto und Osaka. Und die Zukunft der Ölstaaten - dem Klimawandel sei’s geklagt - Sommer bei 60°C sind dann doch nicht jedermanns Sache (darüber haben sich 1982 bereits Ideal Gedanken gemacht). Und die Menschen in den Emiraten? Einstweilen wird noch fleissig dem Wintersport gefrönt - in vollklimatisierten und auf mitteleuropäisch-winterliches Niveau herunter gekühlten Traumwelten. Wo ist hier der Notausgang?

Dezember 2017

Und wieder war es ausnahmsweise ein Montag - im vorweihnachtlichen Dezember. Eine sehr hübsche Runde aus jüngeren Kolleginnen und Kollegen und ein paar liebenswerten „Dinosauriern“ der Branche, insgesamt ein Quintett, das wieder einmal - durchaus leidenschaftlich - das breite Spektrum von Informationspraxis und -wissenschaft bei Wein, Bier, Pasta, Salat, Ente und Baby-Tuna diskutierte. Spannend zu erfahren war, dass gerade die jüngeren Kolleginnen und Kollegen mit ihren Teams i.d.R. nicht mehr für Standard-Recherchen angefragt werden, sondern eben gerade für die anspruchsvollen, sowohl breite als auch tiefe Quellenkenntnisse voraussetzenden Aufgaben, die ihrer professionellen Ausbildung und Erfahrung entsprechen und entgegenkommen. Welch ein Unterschied zu den Erfahrungen der Vor-Internetzeit. Aber auch Erinnerungen gänzlich anderer Art wurden weitergegeben: von sportlichen Erfolgen in früheren IuD-Abteilungen - häufig verbunden mit ganz eigenen Formen des Betriebssports. Und - wie rein zufällig - schlichen sich in die Berichte immer wieder Reminiszenzen an Grossmeister des hintergründigen Humors wie Loriot ein - und dessen Präsentation der possierlichen Steinlaus, einer engen Verwandten der Gemeinen Stahllaus. Dann ging es zu Themen von Datenbankentwicklung, Buchmesse, den (diesjährigen) Steilvorlagen, der Entwicklung in den Research-Bereichen der deutschen Banken u.ä. teilweise hoch her. Insgesamt war der Abend durchaus geprägt von den Berichten der langzeitaktiven KollegInnen - manchmal muss anscheinend auch einer gewissen Skepsis gegenüber allgemeinen technologisch-fortschrittsorientierten Betrachtungen Raum gegeben werden - und wann könnte das sinnvoller aufgehoben sein, als gerade im Advent?


Jahresrückblick 2016

August 2016

Im August gab es viel zu berichten über Quadcopter, deren Einsatz als iphone-Carrier - während des Urlaubs in der Normandie genauso spannend wie in heimischen Gefilden -und den neuesten Gerätschaften für sichere und ruhige Kamerafahrten und -flüge. Zwischendurch schnell mal die Ergebnisse einer kleinen Website-Usability-Studie vorgestellt (nochmals herzlichen Dank, habe sehr von den Einsichten profitiert und mich gleich ans Editieren gemacht). Die politische Grosswetterlage wurde von den TeilnehmerInnen kenntnisreich analysiert, Handlungsvorgaben für führende Politiker gab es dabei jede Menge - so sollte es diesen leicht fallen, nach der parlamentarischen Sommerpause wieder so richtig durchzustarten. Kulinarisch standen für diesen Abend die Desserts im Mittelpunkt: Panna Cotta oder ein doch nicht ganz alltägliches Tiramisù - wir hatten die Qual der Wahl - ausgesprochen genossen haben wir beides. Abrundend hübsche kulturhistorische und -philosophische Betrachtungen - äusserst kenntnisreich und eloquent vorgetragen - wunderbar.

September 2016

Der September verlief der spätsommerlichen Hitze wegen sehr ruhig und milde philosophierend.

Oktober 2016

Im Oktober schliesslich beschäftigten wir uns querbeet mit Grundlagen der Besteuerung in Deutschland und der Schweiz, waren dem Rätsel der „Predictive Analytics“ auf der Spur und schielten dabei auch schon einmal auf die bevorstehenden DGI-Praxistage zum gleichen Thema. Aber fast wie im richtigen Leben war auch am Stammtisch die Bildungspolitik im Ländervergleich Deutschland-Schweiz ein spannendes Thema, die Genese der Fachmessen rund um Informationspraxis und -wissenschaft (die vorerst letzte Ausgabe dieser Art lief Anfang Oktober in Stuttgart als IT & Business), neue und historische Formen der Mediennutzung und -erziehung und zum Ausklang die politische Entwicklung im Osten unserer Republik und deren Implikationen auf das gesamte politische System der Bundesrepublik.

November 2016

Im November dann wieder eine überschaubare Runde - wir hatten soviel spannend-Biographisches zu besprechen, dass wir gar nicht zum Diskutieren unseres vorbereiteten Thesenpapiers kamen (haben es aber auch nicht vermisst). Ein wunderbarer Abend!

https://indexers.ca/annual-conference/

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