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RetailWatch - Aktuell

…und wieder grüsst die Deutsche Warenhaus AG

2018-06-27 Fusionsgespräche Kaufhof-Karstadt

Quelle: pixabay.com - Abbildungen Public Domain bzw. gemeinfrei nach CC0 1.0 Universell (CC0 1.0) -
Bearbeitung: Michael Borchardt


Köln/Essen, 27.6.2018 - Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania ist spätestens seit der wunderbaren Filmkomödie „Groundhog Day“ mit Bill Murray und Andie MacDowell vielen Millionen Menschen weltweit ein Begriff. Für unsere Sicht auf die Dinge mag  aber der deutsche Titel „Und täglich grüsst das Murmeltier“ aussagekräftiger sein. 

Um was geht es aktuell? 

Seit Jahren schwächeln die deutschen Kaufhaus-Unternehmen Karstadt und GALERIA Kaufhof. Zuerst traf es das Essener Unternehmen Karstadt, das durch die unternehmerischen Pirouetten Thomas Middelhoffs und anschliessend Nicholas Berggruens und deren jeweiliger Führungsmannschaften tief in die Verlustzone gerutscht ist. 

Dabei war und ist den Beschäftigten auf der Fläche ein Riesenkompliment dafür auszusprechen, dass sie nunmehr seit vielen Jahren Lohneinbussen hingenommen, ausscheidende KollegInnen ersetzt, mit zu wenig Ware im Weihnachtsgeschäft verkauft und es trotzdem geschafft haben, den gesamten Warenhausbetrieb noch irgendwie am Laufen zu halten. Vielfach vorgebrachte Kritik von Presse, Verbraucherverbänden und nicht zuletzt vieler Kunden relativiert sich vor diesem Hintergrund. 

Studien aus dem Handelssektor gehen jedoch unisono davon aus, dass den Kaufhaus-Konzernen in der heutigen Form schlichtweg die Kunden wegsterben. Was sich makaber anhören mag, ist reine Demographie: junge, hippe Käufer meiden weitestgehend die klassischen Konsumtempel mit dem „K“ im Namen und die etablierte, älter werdende Stammkundschaft ist häufig enttäuscht, weil der Slogan „(…) tausendfach, alles unter einem Dach…“ längst nur noch blasse Erinnerung ist. 

Aktionistische Bemühungen - sowohl bei Karstadt, als auch GALERIA Kaufhof - in Richtung Sortimentsanpassung, -konzentration und -ausdünnung vermögen bislang nicht zu trumpfen. Vordergründig hat Karstadt aktuell die Probleme besser im Griff als sein Kölner Wettbewerber. Allerdings „versilberte“ der bislang letzte Eigentümer, Rene Benko mit seiner österreichischen Investmentgesellschaft Signa-Holding, eine hübsche Reihe von Kaufhaus-Immobilien, was nicht unbedingt auf die aktuelle und künftige Ertragskraft des eigentlichen Warenhausgeschäfts schliessen lässt.

Trotzdem - der inhaltliche Umbau bei Karstadt ist inzwischen sichtbar: 

  • Reduzierung der Markenvielfalt
  • Augenmerk auf verstärkte lokale bzw. regionale Ausrichtung des Angebots
  • Hereinnahme neuer „Untermieter“
  • Stärkung des Online-Geschäftes
  • Ausrichtung zum „vernetzten Marktplatz

Ungünstiger steht aktuell GALERIA Kaufhof da. Im Oktober 2015 übernahm hier die 1670 gegründete kanadische Hudson’s Bay Company (HBC) das Steuer vom Metro-Konzern, schloss die vormaligen Kaufhof-Sport Arena-Häuser bzw. baute diese zu Saks of 5th Avenue-Outlets um.

Diese sind zwar attraktiv und übersichtlich eingerichtet, erfüllen jedoch anscheinend ihre Funktion als Kundenmagneten kaum. Ähnlich erging es den sogenannten „Stammabteilungen“ in den GALERIA-Warenhäusern. Auch hier gab es eine ganze Menge Umbauten, optische Highlights und Sortimentsanpassungen - häufig in Richtung Textilien. 

Die neue Chefin des Kaufhof-Eigentümers, Helena Foulkes, besucht aktuell die Deutschland-Zentrale der GALERIA Kaufhof AG und drängt verschiedenen Presseberichten zufolge auf Kostensenkungen. Es wird erwartet, dass sie intern auch über die laufenden Fusionsverhandlungen mit der österreichischen Signa-Holding berichtet - diese bietet 3 Milliarden Euro für GALERIA Kaufhof. Denkbar ist auch die Gründung einer gemeinsamen „Deutschen Warenhaus AG“, an der Signa die Mehrheit halten würde.

Derweil verhandelt das Kaufhof-Management mit der zuständigen Gewerkschaft ver.di über ein Sanierungspaket.

Wir hoffen, dass eine potentielle Fusion beider Warenhaus-Konzerne auch und vor allem die Zukunft der Beschäftigten im Blick hat - denn an zahlreichen Filialschliessungen und -verkäufen wird in diesem Szenario kein Weg vorbeigehen.

Tupperware® - Abschied von den Parties?

Foto: Tupperware Deutschland GmbH - Verwendung mit deren freundlicher Genehmigung.


Orlando/Florida - Frankfurt am Main, 21.6.2018 - Seit 1962 ist das US-Unternehmen Tupperware Brands nun auf dem deutschen Markt aktiv und 90% der deutschen Haushalte kennen den berühmten „Tupper-Seufzer“, das sanfte Geräusch beim Verschliessen der wunderbar auslaufsicheren Kunststoffdosen, die inzwischen längst zum Gattungsbegriff für leichte, wiederverschliessbare und -benutzbare Behälter aus Kunststoff geworden sind.

Und die Idee des US-Chemikers Earl S. Tupper war zu seiner Zeit wirklich genial: kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs experimentierte er mit dem Kunststoff PE - Polyethylen - und kreierte die „Wonderbowl“, eine Schüssel, die in der Lage war, Lebensmittel luftdicht abzuschliessen, dadurch deren sauerstoffbedingte Oxidation zu verlangsamen und sie somit deutlich länger konsumierbar zu machen.

Ungewöhnlich allerdings war und ist bis heute der Vertriebsweg der Tupperware-Produkte: die „Tupperparty“. 

Sehr gerne denke ich an diverse Einladungen zu solchen Events zurück - zu Zeiten, als der Begriff noch nicht so abgenutzt war wie heute.

Die Gastgeberin bzw. Veranstalterin legte sich vor einer Tupperparty regelmässig wie verrückt ins Zeug und tafelte an der Party Selbstgebackenes und -gekochtes in immer ausgefeilteren Variationen auf. Dazu flossen nicht minder regelmässig erhebliche Mengen Schaumweins - idealer Essensbegleiter und Stimmungsmacher zugleich.

Teils schon während des Apéritivs, teils erst während des Menus oder Buffets wurden dann die ersten Dosen, Kannen, Boxen, Schütten, Schüsseln u.s.w. herbeigeholt und fachfraulich demonstriert.

Weder vorher noch nachher habe ich so konzentrierte und gleichzeitig enthusiastische und begeisterte Damen kennenlernen dürfen (naja, von einigen Ausnahmen abgesehen). Aktuell liegt der Umsatz pro Party im Schnitt bei 400 Euro - 25% davon gehen als Honorar an die Partymanagerin. Zu meiner Zeit wurde zum Bezahlen der Tupperware-Einkäufe auch schon mal das Euroscheck-Heft herausgeholt - und nicht selten vierstellige DM-Beträge auf dem Scheckformular eingetragen.

Und nun?

Vor ein paar Tagen eröffnete Tupperware auch in Deutschland einen Online-Store.

Hier gibt es alles, was das Kochen, Backen, Einfrieren und Aufbewahren angenehmer und leichter macht - und auch für Ästheten unter uns ist bestens gesorgt. Erstaunlich viele Produkte sind mit renommierten Designpreisen ausgezeichnet - das Auge soll ja bekanntlich auch mitessen.

Und die Zukunft der Tupperparty?

Die wird es auch weiterhin geben - die deutsche Website weist darauf hin, dass aktuell (18:36 CEST) mehr als 21.000 Tupperparties weltweit zugange seien. Und auch die lokale Tupperparty-Managerin profitiert künftig von Online-Umsätzen in „ihrem“ Vertriebsgebiet.

So lässt sich die Initiative von Tupperware Brands bzw. Tupperware Deutschland zugunsten eines zusätzlichen Verkaufskanals wohl auch mit dem steigenden Kostendruck in der Branche begründen.

Hier dürfen wir auch an die Frankfurter Herbstmesse TENDENCE erinnern, die in gut einer Woche eröffnen und den Besuchern zeigen wird, wieviele Wettbewerber von Tupperware sich inzwischen im Markt tummeln - teils in grottiger, teils in exzellenter Qualität. Dazu das gesamte Spektrum der Verkaufskanäle - von der Supermarkt-Grossfläche über den Discounter bis hin zum klassischen Fachgeschäft bzw. Fachmarkt. Ferner Baumärkte, Möbelhäuser, Tankstellen-Stores usw. usw.

So sind auch die noch bis vor kurzem angepeilten 500 Tupperware-Studios für Deutschland erst einmal vom Tisch.

Ganz anders in Übersee: für China werden laut eines Handelsblatt-Berichts vom 11.6.2018 in der Spitze 20.000 Tupper-Studios geplant - einige Tausend davon sind schon in Betrieb. Deutlich weniger wurden bereits in Nord- und Südamerika und den GUS-Staaten eröffnet, so die Handelsblatt-Kollegin Katrin Terpitz in ihrem Beitrag „Tupperware startet deutschen Webshop - Pläne für 500 Studios auf Eis“.

Wie auch immer die gerade aktuelle Vertriebsstrategie hinsichtlich der Absatzkanäle aussehen mag - ein Webshop rentiert sich deutlich schneller und nachhaltiger als ein risikobehaftetes Rollout von Monobrand-Stores in den 1a-Lagen unserer Grossstädte. Hinzu kommt erschwerend, dass auch andere attraktive Marken um Handelsimmobilien in diesem Umfeld konkurrieren. 

Zudem wurde 2017 von der US-Mutter Tupperware Brands ein „Revitalisierungsplan“ lanciert, der eine Kostensenkung von 100 Millionen Dollar bewirken soll - nach Nettoverlusten von mehr als 265 Millionen Dollar im vergangenen Jahr. Als wäre das nicht schon ambitioniert genug, schlägt auch noch die Trump’sche Reform der US-Körperschaftsteuer zu - hier dürften nach Einschätzung des Handelsblatts nochmals rund 375 Millionen US-Dollar an den amerikanischen Fiskus fliessen.

Kein Wunder also, dass sich regionale wie inhaltliche Schwerpunkte von Tupperware International wandeln und verschieben. Schwellenländer sind aktuell die angesagten Märkte für die Produkte der Kernmarke, während in den klassischen Industrieländern längst Kosmetikprodukte der Konzerntöchter Nutrimetics oder Nuvo Cosmetics dominieren.

Amazon - landen Ihre Rücksendungen im Müll?

Quelle: pixabay.com - Abbildung Public Domain bzw. gemeinfrei nach CC0 1.0 Universell (CC0 1.0)


Seattle, 10.6.2018 - Einigermassen fassungslos hinterlässt uns eine wenige Minuten alte Meldung auf Süddeutsche.de. Darin beschreiben die Kollegen, wie in den deutschen Logistiklagern von Amazon Retouren, also neuwertige Waren, behandelt werden.

Statt diese wieder in den Logistikkreislauf zurückzuführen, 

„…werden in den deutschen Logistiklagern des Versandhändlers ‚in großem Umfang‘  Güter aller Art entsorgt, darunter Kühlschränke, Handys, Matratzen und Möbel.“

Bei diesen „entsorgten“ Gütern handelt es sich jedoch anscheinend nicht nur um unbrauchbare Waren, sondern auch funktionstüchtige und teilweise neue Artikel.“  

Gestützt werden die Zitate auf Süddeutsche.de durch Recherchen der Wirtschaftswoche und des ZDF-Magazins frontal21.

Diese beziehen sich bei Ihren Aussagen auf „interne Produktlisten, Fotos und Mitarbeiteraussagen“.

Dabei berichtet eine Mitarbeiterin in einem deutschen Amazon-Logistikzentrum davon, dass sie „jeden Tag Waren im Wert von mehreren 10 000 Euro vernichtet habe.“

Süddeutsche.de über die Reaktion des Online-Versenders:

„Amazon bestreitet nicht, Artikel zu entsorgen, erklärt aber, über mehrere Programme zu verfügen, um die ‚Entsorgung von Produkten' weiter zu reduzieren - etwa über Wiederverkäufe oder Spenden. Amazon arbeite ‚kontinuierlich an der Verbesserung von Nachfrageprognosen', um die Zahl nicht verkaufter Artikel zu minimieren, teilte der Händler in seiner Stellungnahme mit. Den Medienberichten zufolge bietet Amazon seinen Entsorgungsdienst auch externen Anbietern an, die den Logistikservice ‚Versand durch Amazon‘ nutzen.“

Die deutsche Politik reagierte am Wochenende bestürzt und forderte Amazon auf, die Vorwürfe aufzuklären. Umweltstaatssekretär Flasbarth kritisierte die mit der Amazon-Praxis verbundene Ressourcenverschwendung und nannte sie einen „riesengrossen Skandal“. Ähnlich äusserten sich der frühere Umweltminister Klaus Töpfer und der Staatssekretär im Justiz- und Verbraucherschutzministerium, Gerd Billen. In seinen Augen rechneten Amazon-Kunden natürlich nicht damit, dass ihre zurückgesandten Produkte vernichtet würden. „Die Organisation Greenpeace forderte ein gesetzliches Verschwendungs- und Vernichtungsverbot für neuwertige und gebrauchsfähige Ware“, so Süddeutsche.de abschliessend.


frontal21 - „Für die Tonne. Amazon vernichtet massenhaft neuwertige Produkte

Wirtschaftswoche - „Warenvernichtung bei Amazon und Co. Warum Entsorgung oft billiger als Spenden ist“

Shopping in the City - E-Commerce wird grün

2018-06-09 Grafik Senat Berlin Modellprojekt in Berlin startet- Lieferverkehr mit Lastenrädern nachhaltig gestalten - Berlin.de

Quelle: pixabay.com - Abbildungen Public Domain bzw. gemeinfrei nach CC0 1.0 Universell (CC0 1.0) bzw. CC-BY -SA 3.0 - Transportrad, wikipedia.de) / Montage und Bearbeitung: Michael Borchardt


Berlin, 9.6.2018 - Wer von Ihnen bei dem Begriff KoMoDo bislang zuerst an eine der Kleinen Sundainseln Indonesiens dachte, muss sich ab sofort umorientieren: das Pilotprojekt gleichen Namens steht für Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die Kurier-, Express-, Paket-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lasträdern in Berlin. 

Alles klar? Naja, hier kündigt sich nichts weiter an als eine kleine Revolution für den Lieferverkehr auf der letzten Meile. Wo sich bislang in einigen Strassen mehrmals pro Tag die berüchtigten Paketdienstleister mit ihren Transportern die Halteplätze streitig machen, sollen künftig umweltschonende Lastenfahrräder mit geschlossenem Kastenaufbau verkehren.

Teilnehmer auf Seiten der Paketdienstleister sind die BIG FIVE der Branche - DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS - CI-stiftend in den jeweiligen Unternehmensfarben lackiert und gebrandet. 

Zur Verfügung gestellt wird der innerstädtische Umschlagplatz mit je in einem eigenen Container untergebrachten Mikro-Depot von der anbieterneutralen BEHALA, der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH. 

Ohne weitere öffentliche Unterstützung wäre aus dieser spannenden Idee wahrscheinlich nichts geworden. Hier haben sich u.a. verdient gemacht

  • Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Berlin
  • LogisticNetwork Consultants GmbH (Projektkoordinator)
  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (Förderprogramm im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative)

Eingebunden sind darüber hinaus Verbände wie

  • Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste e.V.
  • Bundesverband Deutscher Postdienstleister e.V.
  • Bundesverband Paket und Expresslogistik e.V.
  • Deutsches Institut für Normung e.V.

Für die Dauer vorerst eines Jahres wird so die „emissionsfreie Zustellung auf den letzten Kilometern“ vom Mikrodepot bis zu den Haushalten und Unternehmen getestet; das Mikrodepot bildet somit den Ausgangspunkt für die Anlieferung, das „Picken“ und letztlich die Auslieferung der Sendungen.

Die Infrastruktur bis zu den Mikro-Depots wird weiterhin von den einzelnen Paketdiensten betrieben und bestückt.

Spannend werden die Erfahrungswerte - auch für andere Kommunen - sein, die sich aus dem Pilotprojekt ergeben. Seit wenigen Tagen (1.6.) radeln die Lastenfahrräder jetzt um die Wette - und schonen mit jedem Meter, den sie zurücklegen, bereits jetzt Umwelt und Nerven der Anwohner.


Pressemitteilung der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

Tipps für Kommunen zur Förderung von Lastenrädern im Wirtschaftsverkehr (VCD)

Leitfaden: Lastenräder einsetzen - bei Grossveranstaltungen / in Grosseinrichtungen

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